Zeitarbeit ist nur selten Brücke in feste Anstellung

Zeitarbeit ist nur selten Brücke in feste Anstellung
Zeitarbeit bildet nach einer Arbeitsmarkt-Studie der Bertelsmann Stiftung selten eine Brücke in eine feste Anstellung. Für den Arbeitsmarkt in seiner Gesamtheit spielt sie immer noch eine untergeordnete Rolle.

Leiharbeit sei in Deutschland längst nicht mehr nur ein kurzfristiger Flexibilitätspuffer für Unternehmen, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Gunter Thielen, am Dienstag in Gütersloh. Es habe sich hier vielmehr ein eigenständiges, dauerhaftes Beschäftigungssegment entwickelt, das für viele Arbeitnehmer die Hoffnung auf einen raschen Übergang in reguläre Erwerbstätigkeit bislang nicht erfüllen konnte.

Die bundesweite Zahl der Zeitarbeitskräfte hat sich demnach zwischen 2000 und 2007 rund verdoppelt. Nach einem Einbruch infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise sank die Zahl vom Sommer 2008 bis Juli 2009 um ein Viertel auf etwa 550.000 Zeitarbeitskräfte. Laut Studie ist aber damit zu rechnen, dass dieser Beschäftigungsbereich nach einem Aufschwung als erster wieder anziehen wird.

Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung spiele die Leiharbeit in Deutschland aber immer noch eine untergeordnete Rolle, betonte Stiftungsexperte Eric Thode. Der Anteil der Zeitarbeit an der aktiven Erwerbsbevölkerung liege im internationalen Vergleich im hinteren Mittelfeld. Lediglich 1,6 Prozent aller geleisteten Arbeitsstunden sind den aktuell verfügbaren Daten zufolge in Zeitarbeit erbracht worden.

Anstieg im öffentlichen Dienst

Auch bei den befristeten Jobs gestalte sich der Übergang in unbefristete Arbeitsverhältnisse schwierig. Deutschland nehme beim Anteil der befristeten Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen mit knapp 15 Prozent im internationalen Vergleich einen Platz im oberen Mittelfeld ein. Dabei machten allerdings mehr als die Hälfte aller Befristungen Ausbildungsverträge aus. Häufig würden Zeitverträge auch eingesetzt, um eine faktische Verlängerung der gesetzlich zulässigen Probezeit von sechs Monaten zu erreichen. Das sei bei etwa ein Sechstel aller Befristungen der Fall.

Vor allem in der öffentlichen Verwaltung hätten die Arbeitsverträge von begrenzter Dauer besonders stark zugenommen. Dort seien inzwischen zwei Drittel aller Neueinstellungen befristet. Im Vergleich zu anderen Branchen hätten es Einsteiger wesentlich schwerer, dauerhaft im öffentlichen Dienst Fuß zu fassen.

Für die internationale Studie "Atypische Beschäftigung und Niedriglohnarbeit" der Bertelsmann Stiftung und des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit wurden die Arbeitsverhältnisse in 23 europäischen Ländern miteinander verglichen. Spanien ist demnach Spitzenreiter bei der Zahl der befristeten Beschäftigungen mit einem Anteil von etwa 30 Prozent, gefolgt von den Niederlanden (18 Prozent) und Schweden (16 Prozent).

epd