Luftraum bis mindestens 14 Uhr gesperrt

Luftraum bis mindestens 14 Uhr gesperrt
Europa liegt weiter unter der Aschewolke eines isländischen Vulkans - und zumindest über Deutschland geht an diesem Wochenende fast nichts mehr. Die Deutsche Flugsicherung in Langen verlängerte am Samstagabend die Sperrung des Luftraums bis mindestens 14.00 Uhr am Sonntag. Bei der größten deutsche Fluggesellschaft, der Lufthansa, wurden alle Flüge mindestens bis Sonntagabend um 20.00 Uhr gestrichen, wie Sprecher Wolfgang Weber sagte

Ein Ende des Ausnahmezustands ist nicht in Sicht, denn aufgrund der stabilen Wetterlage verändert die Aschewolke ihre Position kaum. In weiten Teilen Frankreichs oder auch in Norditalien wurden Airports bereits bis Montag geschlossen.

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Unterdessen wurde in Deutschland Kritik an der Schließung des Luftraums laut. Air Berlin-Vorstandschef Joachim Hunold sagte "Bild am Sonntag": "Die Schließung des Luftraums erfolgte ausschließlich aufgrund der Daten einer Computersimulation beim Vulcanic Ash Advisory Centre in London". Aufgrund dieser Daten errechnet der Deutsche Wetterdienst kontaminierte, also mit Vulkanasche belastete Gebiete. Mit diesen Daten wiederum entscheidet die Deutsche Flugsicherung DFS über ein Flugverbot oder deren Aufhebung. Der Chef Chef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft sagte weiter: "Es ist in Deutschland noch nicht mal ein Wetterballon aufgestiegen, um zu messen, ob und wie viel Vulkanasche sich in der Luft befindet."

Überführungsflüge der Lufthansa

Bei der Deutschen Lufthansa hieß es: «Wir haben heute zehn Überführungsflüge von Großraumjets der Typen Boeing 747 und Airbus 340 von München nach Frankfurt durchgeführt. "Dabei sind unsere Maschinen bis auf 24 000 Fuß, also rund 8000 Meter Höhe, gestiegen", so Konzernsprecher Klaus Walther.

"In Frankfurt wurden die Maschinen von unseren Technikern untersucht. Weder auf den Cockpitscheiben, an der Außenhaut noch an den Triebwerken fanden sie auch nur den kleinsten Kratzer." Walther weiter: "Durch das Flugverbot, das ausschließlich auf Computerberechnungen beruht, entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe. Darum fordern wir für die Zukunft, dass vor einem Flugverbot verlässliche Messungen vorliegen müssen."

Forscher nicht einsatzbereit

Nach Informationen von "Bild am Sonntag" ist ein Forschungsflugzeug des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) bislang nicht einsatzbereit gewesen, da die entsprechenden Messgeräte für Vulkanasche erst eingebaut werden müssen. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kündigte an, am Montagabend ein Flugzeug mit Wissenschaftlern des Instituts für Atmosphärenphysik in Oberpfaffenhofen starten zu lassen.

Auch Messungen am Boden konnten bislang nicht flächendeckend stattfinden. Von den sechs Lasermessgeräten des deutschen Wetterdienstes ist zurzeit nur eins in München einsatzbereit, fünf andere Geräte, u. a. in Hamburg, Berlin und Essen, befinden sich zeitgleich in der Wartung.

Sollte das Flugverbot aufgehoben werden, werde es laut Experten zwischen drei und sieben Tagen dauern, bis sich der Flugverkehr wieder normalisiert hat, schrieb das Blatt.

Staatsgäste verpassen Beerdigung Kaczynskis

Das Naturereignis dirigiert auch Abläufe in Politik und Wirtschaft. An diesem Sonntag können viele Staatsgäste, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, nicht zur Trauerfeier für Polens Präsident Lech Kaczynski und seine Frau Maria nach Krakau kommen. Deutschland wird in Krakau nun von Bundespräsident Horst Köhler und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) vertreten.

Millionen Menschen können in den kommenden Tagen Geschäfts- und Urlaubsreisen abschreiben. Die Deutsche Bahn setzt am Sonntag erneut zusätzliche Züge ein. "Wir stehen sozusagen Gewehr bei Fuß", sagte ein Konzernsprecher am Samstagabend. Die französische Bahn kündigte an, am Sonntag 8.500 zusätzliche Plätze von Paris bereitzustellen, davon 6.100 für den Eurostar nach London und 400 für den TGV nach Frankfurt/Main.

Angehörige der vier in Afghanistan getöteten Soldaten müssen weiter darauf warten, dass die Särge nach Deutschland kommen. Die Maschine mit zwei schwer verletzten Soldaten musste in der Türkei zwischenlanden. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der die Männer begleitete, sagte: "Sie sind hier, so ist mir gesagt worden, in besten Händen."

Vulkan pustet weiter Asche in die Luft

Meteorologen und Vulkanologen in Reykjavik erklärten am Samstag übereinstimmend, dass der Vulkan unter dem Gletscher Eyjafjalla weiter riesige Mengen Dampf und Asche in die Atmosphäre stößt und Änderungen nicht in Sicht sind. Das werde "sicher noch Tage, vielleicht aber auch Wochen oder Monate so weitergehen".

Die Aschewolke wirbelte am Samstag in zwei Ausläufern über dem Kontinent. Im europäischen Luftraum gab es nur geschätzte 5000 der üblichen rund 22 000 Flüge, wie die für 38 Länder zuständige Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel mitteilte. Jeder Tag dieser Art kostet die Branche laut Flugverband IATA etwa 150 Millionen Euro.

dpa