Leutheusser-Schnarrenberger: Kirche hat sich bewegt

Leutheusser-Schnarrenberger: Kirche hat sich bewegt
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat die katholische Kirche in Deutschland für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle gelobt.

"Es hat sich in der katholischen Kirche viel bewegt", sagte die Ministerin am Freitag im Deutschlandradio Kultur. So sei nun klar, dass ganz eng mit der Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet werden müsse und Informationen zügig zu übermitteln seien. Dies sei "ein gravierender Unterschied" zur früheren Einstellung. Im Februar hatte die Ministerin der Kirche noch vorgeworfen, zu wenig mit den staatlichen Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten.

Entschädigungen für die Opfer von Missbrauch in katholischen Einrichtungen schloss Leutheusser-Schnarrenberger nicht aus. Dazu gebe es zwar noch keine detaillierte Vorstellung, sagte die FDP-Politikerin. Es sei auch eine schwierige Frage, ob es Entschädigungen pauschaler Art geben werde. "Aber das Thema, das liegt ganz klar auf dem Tisch."

"Das wird ein großer Runder Tisch werden"

Der Runde Tisch, der erstmals in einer Woche tagen soll, werde sich mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, der Zusammenarbeit mit dem Staat, der Wiedergutmachung und Prävention beschäftigen, erläuterte die Ministerin. Teilnehmen würden viele Vertreter gesellschaftlicher Gruppen, darunter auch Vertreter von Opfern und Verbände, die sich mit Anliegen von Opfern befassten. "Das wird ein großer Runder Tisch werden", kündigte Leutheusser-Schnarrenberger an.

Die Justizministerin hatte sich am Donnerstag mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zu einem Gespräch getroffen. Dabei hatte sich beide Seiten auf eine enge Zusammenarbeit bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen geeinigt.

Glück: Kirche vollzieht "Paradigmenwechsel"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sieht einen "Paradigmenwechsel" im Umgang mit sexuellem Missbrauch in katholischen Einrichtungen. Er sagte am Freitag im ARD-"Morgenmagazin", bislang sei es das erste Gebot gewesen, die Kirche zu schützen. "Heute ist es unbestritten beim Papst und den Bischöfen: Im Mittelpunkt stehen die Opfer." Das sei die Grundvoraussetzung dafür, dass die Krise überwunden und Vertrauen wieder gewonnen werden könne, sagte Glück. Der Missbrauchsskandal ist am Freitag eines der zentralen Themen bei der Frühjahrsvollversammlung des ZdK in München. Dazu wollen Glück sowie der württembergische Bischof Gebhard Fürst kurze Berichte abgeben.

epd / dpa