Tote und Verletzte bei blutigen Unruhen in Kirgistan

Tote und Verletzte bei blutigen Unruhen in Kirgistan
Blutiger Aufstand in Kirgistan: In der an China grenzenden zentralasiatischen Republik Kirgistan sind bei Massenprotesten gegen die Regierung zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Allein in der Hauptstadt Bischkek kamen am Mittwoch bei den Ausschreitungen mindestens 17 Menschen ums Leben.

 Die Opposition will den autoritären Präsidenten Kurmanbek Bakijew stürzen. Unter den Todesopfern soll auch Innenminister Moldomussa Kongantijew sein, meldete die Agentur Interfax aus Bischkek. Die Regierungsgegner brachten bei den seit Dienstagabend andauernden Massenprotesten mehrere Städte im Norden des Landes in ihre Gewalt, darunter Talas und Naryn. Russland und die USA, die Militärstandorte in dem Nachbarland zu China unterhalten, mahnten alle Beteiligten zur Besonnenheit.

Menschenrechtler und Beobachter gingen davon aus, dass der Opposition ein Sturz des Regierung wie vor fünf Jahren im Zuge der Tulpenrevolution gelingen könnte. Bakijew (Bild links) war damals an die Macht gekommen. Allerdings werfen ihm seine Kritiker eine zunehmend autoritäre Politik vor mit gewaltsamen Repressionen gegen Andersdenkende. Menschenrechtler beklagen extreme Vetternwirtschaft sowie gewalttätige und korrupte Clanstrukturen.

Der Staatschef verhängte den Ausnahmezustand im Norden des Landes für die Dauer von einem Monat. Innenminister Kongantijew sei von Regierungsgegnern in der Stadt Talas im Norden des Landes attackiert worden und auf dem Weg in ein Krankenhaus gestorben, berichteten Menschenrechtler. Sein Sprecher sagte hingegen, er wisse nichts über den Zustand des Ministers. In Talas und Naryn waren wie in Bischkek tausende wütende Demonstranten auf den Beinen, um gegen Bakijew zu protestierten. Die Menschen in der Ex-Sowjetrepublik leiden unter extremer Armut.

Demonstranten erschossen, Staatsfernsehen abgeschaltet

Die Polizei erschoss in Bischkek mehrere Demonstranten. Dort scheiterte zunächst die Erstürmung des Regierungssitzes. Allerdings brachten die Demonstranten das Rathaus unter ihre Kontrolle. Die Miliz habe mit scharfer Munition auf die Demonstranten geschossen, auf den Dächern hätten Scharfschützen Position bezogen, sagte eine Bürgerrechtlerin. Unbestätigten Berichten zufolge nahmen die Demonstranten mehrere Regierungsmitglieder als Geiseln. Ziel sei ein Machtwechsel, sagte der Oppositionspolitiker Asimbek Beknasarow Medien zufolge. In Talas wurde der Gouverneurssitz besetzt. Die Behörden in Bischkek sperrten auch den Flughafen. Mehrere Oppositionsführer wurden festgenommen, andere arbeiteten vom Untergrund aus. In Bischkek zogen Demonstranten mit erbeuteten Waffen durch die Straßen und zündeten Fahrzeuge an. Die Miliz schleifte Regierungsgegner in bereitstehende Busse.

Das Staatsfernsehen brach seine Übertragung ab. Viele Internetseiten waren nicht mehr erreichbar. Die Opposition beklagte schon in den vergangenen Monaten eine zunehmende Medienzensur. Der 60 Jahre alte Bakijew hatte sich im vergangenen Jahr wiederwählen lassen. Westliche Beobachter kritisierten die Abstimmung als gefälscht. Die Lage in dem Land hatte sich seither immer weiter zugespitzt.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äußerte sich bei einem Besuch im Nachbarland Kasachstan beunruhigt über die Lage. Versammlungsfreiheit sei ein "wichtiges Element jeder demokratischen Gesellschaft", sagte er. Zugleich forderte Ban beide Seiten zum Gewaltverzicht auf. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich "tief besorgt". Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bot sich als Vermittler an.

dpa