Verlängerte Kurzarbeit nutzt nicht allen

Verlängerte Kurzarbeit nutzt nicht allen
Wenn es in Deutschland um die Wirtschaft geht, ist meist die Rede von großen Aktiengesellschaften - es geht dann um wenige. Eine viel größere Rolle als Stütze des Landes spielen jedoch die vielen Familienunternehmen. Und die sind mit der derzeitigen Politik nicht immer einverstanden. Beispiele? Banken und Kurzarbeit.

Die Familienunternehmer in Deutschland haben sich gegen Pläne der Bundesregierung für eine Verlängerung der Kurzarbeit ausgesprochen. "Es ist kritisch, Kurzarbeit gegen krisenbedingte Entlassungen einfach immer wieder zu verlängern", sagte der Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, Patrick Adenauer, der Nachrichtenagentur dpa. Dies koste den Staat viel Geld. Ein nötiger Strukturwandel werde verhindert. "Man kann das nicht ewig weiter machen, das ist ein süßes Gift."

Kritik an internationalen Banken

Scharfe Kritik übte Adenauer an Banken. Die international tätigen Banken würden selbst in dieser Krise einen zu großen Teil ihrer Gewinne als Bonuszahlungen ausschütten, statt das Eigenkapital zu stärken und so eine ausreichende Kreditversorgung von Unternehmen sicherzustellen. Vorwürfe aus dem Ausland an der Exportlastigkeit der deutschen Wirtschaft wies Adenauer zurück.

Zur Debatte um drohende Kredit-Engpässe für die Wirtschaft sagte Adenauer, es sei zwar richtig, dass Kreditinstitute mehr Eigenkapital vorhalten und bei Verbriefungen - dem Weiterverkauf von Forderungen - stärker haften müssen. "Das Argument der Banken aber, dann könnten sie eben weniger Kredite vergeben, ist nicht in Ordnung." Vor allem die international tätigen Banken schütteten einen Großteil ihrer Gewinne als Bonuszahlungen an Mitarbeiter aus, ein geringer Teil verbleibe für mehr Eigenkapital.

"Das ist ein Missverhältnis und kann nicht damit begründet werden, dass in der Finanzindustrie so tolle Menschen arbeiten", sagte Adenauer. Der Gewinn sollte für ein größeres Eigenkapitalpolster genutzt werden. Spekulationen müssten stärker reguliert werden, damit sich die Finanzindustrie intensiver um die Realwirtschaft kümmert: "Die Finanzwirtschaft, in erster Linie die international tätige, beschäftigt sich mit sich selbst und sieht zu, wie sie Spitzengehälter verdienen kann. Alles andere ist ihr egal. Das Spiel scheint wieder weiterzugehen."

Deutschland braucht die Exporte

Derzeit sieht Adenauer keine Kreditengpässe - bis auf einige Ausnahmen wie Automobilzulieferer sowie Spezialbranchen. "Ich sehe aktuell noch keine Kreditklemme." Ausreichend Liquidität sei vorhanden. Auch Familienunternehmen hätten Verständnis dafür, dass die Anforderungen an Eigenkapital und an Transparenz auch der Bankkunden gestiegen seien. Es dürfe aber nicht übertrieben werden.

Zur Kritik aus EU-Ländern und internationalen Organisationen an der deutschen Exportstärke sagte Adenauer: "Das ist unfair und lenkt ab." Deutschland als rohstoffarmes Land habe auch keine andere Chance, als auf Exporte zu setzen. Mit einer hohen Spezialisierung müssten Produkte weltmarktfähig gemacht werden. Viele der 5.000 Familienunternehmer, insbesondere größere wie Miele oder Henkel, setzten auch auf Exporte. 60 Prozent des Umsatzes der Verbandsmitglieder von insgesamt 300 Milliarden Euro entfielen auf Ausfuhren.

Aus Sicht von Adenauer wird die Bedeutung der Familienunternehmen von der Politik unterschätzt. "Im Bewusstsein der Bevölkerung spielen Familienunternehmen aber eine große Rolle." Nach einer Umfrage wollten 87 Prozent der Befragten eher in familiengeführten Unternehmen beschäftigt sein statt in Kapitalgesellschaften in Streubesitz. "Die Bindungswirkung ist enorm." Familienunternehmen seien ein wesentlicher Stabilitätsanker. Dies sollten Politiker stärker aufgreifen: "Der Fokus richtet sich immer nur auf die Großen und nicht auf die Vielfalt der Kleinen", kritisierte Adenauer.

dpa