Kardinal Kasper widerspricht erneut Käßmanns Papstkritik

Kardinal Kasper widerspricht erneut Käßmanns Papstkritik
Der Vatikan ist erneut Darstellungen entgegengetreten, unter Papst Benedikt XVI. werde der Einsatz der katholischen Kirche für den ökumenischen Dialog gebremst. Unterdessen sagte der evangelische Bischof Friedrich Weber, nur gemeinsam hätten die Kirchen eine Zukunft.

Einige Dialogpartner seien überzeugt, dass die Ökumene im Vatikan "marginalisiert" worden sei, kritisierte der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, am Montag. Er verwies darauf, dass der Papst mit "Dank und Wertschätzung" die Bilanz von 40 Jahren ökumenischem Dialog aufgenommen habe. Kasper äußerte sich zum Auftakt eines Symposions "Die Früchte ernten", an dem Vertreter der katholischen und reformatorischen Kirchen teilnehmen.

Kürzlich hatte sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischöfin Margot Käßmann, enttäuscht über den katholischen Ökumenekurs unter Benedikt XVI. geäußert und damit Widerspruch von Kardinal Kasper ausgelöst. Der vatikanische Ökumeneminister warb für eine "neue Phase des Dialogs". Künftig werde das ökumenische Gespräch "weniger enthusiastisch als in unserer Jugend, dafür aber reifer und nicht weniger mutig und hoffnungsvoll" sein. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei in der Ökumene mehr erreicht worden, als manche sich vor 40 Jahren vorgestellt hätten. Nun bestehe die Aufgabe darin, die erreichten Ergebnisse in den Kirchen umzusetzen. Ökumene drohe andernfalls, zur "Expertensache" zu werden und sich von ihren Wurzeln zu entfernen.

Gemeinsamen Katechismus angeregt

Für die Zukunft regte der 76-jährige Kardinal die Ausarbeitung eines ökumenischen Katechismus an. Dieser könne in Zusammenarbeit mit den Dialogpartnern erarbeitet, müsse allerdings von den zuständigen Vatikanbehörden genehmigt werden. Zu Herausforderungen im Gespräch mit den aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangenen Kirchen zählte Kasper die Frage, wie die christliche Botschaft "im zeitgenössischen Kontext übersetzt und interpretiert" werden kann. Dabei stünden alle Kirchen vor der Falle "des Fundamentalismus und des Relativismus".

Unterschiede zwischen den christlichen Konfessionen sieht Kasper weiter beim Menschenbild der einzelnen Kirchen. Dies betreffe neben dem Umgang mit Homosexualität auch Fragen der Menschenrechte, der sozialen Gerechtigkeit, des Friedens, der Bioethik sowie des Umweltschutzes. Christen müssten angesichts einer "tiefen anthropologischen Krise" gemeinsam Antworten entwickeln. Differenzen über das Verständnis von Kirche, deren Struktur und die Frage, ob verschiedene Strukturen in einer vereinten Kirche nebeneinander Bestand haben können, stellen den ökumenischen Dialog Kasper zufolge vor weitere Herausforderungen. Als schwierig erweise es sich auch, über ein gemeinsames Ziel der Ökumene Einvernehmen zu erreichen.

Katholisches Kirchenverständnis verteidigt

In diesem Zusammenhang verteidigte Kasper die Position des Vatikan, nach der die Kirche nur in der katholischen Bestand habe, jedoch "viele wichtige Elemente der Kirche Christi auch außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche existieren". Diese in dem Vatikanpapier "Dominus Iesus" im Jahr 2000 bekräftigte Lehre betone Offenheit gegenüber anderen christlichen Konfessionen, sagte Kasper. In dem umstrittenen Dokument werden die protestantischen Kirchen nicht als "Kirchen", sondern nur als "kirchliche Gemeinschaften" angesprochen.

Zu den Teilnehmern des Symposions, bei dem bis Mittwoch auch eine gemeinsame Erklärung erarbeitet werden soll, gehören Vertreter von lutherischen, anglikanischen, reformierten und methodistischen Kirchen. Vertreter aus Deutschland sind der Theologieprofessor Theodor Dieter, der das Ökumenische Institut des Lutherischen Weltbundes in Straßburg leitet, und der ehemalige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Walter Klaiber.

"Nur ökumenisch glaubwürdig"

Weber sagte, die Kirche sei in Zukunft nur in ökumenischer Gemeinschaft glaubwürdig. Dabei gehe es beispielsweise um Gewalt in der Gesellschaft, Schöpfungsbewahrung, ökonomische Gerechtigkeit und Ansätze für ein friedliches Zusammenleben, sagte der Braunschweiger Bischof und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland am Montag in Freising. Auf den bis Mittwoch dauernden ACK-Konsultationen wollen rund 90 Vertreter aus Kirchen und Basisgruppen vor allem über Alternativen zur gegenwärtigen Globalisierung diskutieren.

Im Mittelpunkt stünden Themen, die deutlich machten, dass die Kirchen über allen noch verbliebenen Differenzen in Fragen der Lehre "Glieder der einen Kirche Jesu Christi sind", sagte Weber laut Redetext. Die Freisinger Konsultation bildet den Abschluss der Dekade zur Überwindung von Gewalt und wird von der ACK und dem Netzwerk Offenes Forum zur "Dekade zur Überwindung von Gewalt" veranstaltet.

epd