Imam-Ausbildung in Deutschland rückt näher

Imam-Ausbildung in Deutschland rückt näher
Poliker haben sich dafür ausgesprochen, islamische Religionslehrer an deutschen Hochschulen auszubilden. Eine entsprechende Empfehlung hatte der Wissenschaftsrat ausgesprochen.

Die Ausbildung von Imamen und islamischen Religionslehrern an deutschen Hochschulen rückt näher. Politiker und Vertreter der Muslime kündigten am Wochenende an, eine entsprechende Empfehlung des Wissenschaftsrates zu unterstützen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte, die Ausbildung islamischer Religionslehrer sowie von Islamwissenschaftlern gehöre zu einer überzeugenden Integrationspolitik in modernen Gesellschaften.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) forderte eine schnellen Aufbau des Faches Islamische Theologie. "Wir brauchen mehr Imame, die unserer Gesellschaft entstammen und an deutschen Universitäten ausgebildet werden", sagte er dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). Wer für wenige Jahre aus der Türkei einreise und die deutsche Gesellschaft nicht kenne, passe "nicht mehr in die Zeit einer modernen Integrationspolitik".

Unterstützung durch den Zentralrat

Der Wissenschaftsrat als wichtigstes bildungspolitisches Beratergremium von Bund und Ländern rät dazu, Islamische Theologie an zwei bis drei deutschen Hochschulstandorten zu konzentrieren. Dort sollten neben Lehrkräften für den islamischen Religionsunterricht auch islamische Religionsgelehrte, Fachpersonal für Sozial- und Gemeindearbeit sowie wissenschaftlicher Nachwuchs ausgebildet werden.

Auch der Zentralrat der Muslime unterstützt die Empfehlung. Der Vorschlag, theologische Beiräte einzurichten, die die Universitäten zu Lehrinhalten beraten, sei jener "pragmatische Weg, zu dem es keine Alternative gibt und den die muslimischen Verbände seit Jahren favorisieren", sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Da der Staat keine Inhalte für die theologische Wissenschaft bestimmen kann, ist in den Länderverfassungen ein Mitwirkungsrecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften bei den Lehrinhalten sowie der Berufung von Lehrpersonal festgelegt.

Bildungsministerin Schavan sagte der "Welt am Sonntag", sie werde interessierte Universitäten bei einem entsprechenden Angebot unterstützen. Auch der Vorsitzende des Islamrats in Deutschland, Ali Kizilkaya, signalisierte Bereitschaft zur Mitarbeit. Kizilkaya sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagsausgabe), seine Organisation habe großes Interesse an Imamen, die in Deutschland ausgebildet wurden: "Sie kennen die Verhältnisse und die Menschen hier besser." Bekir Alboga, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, hingegen sagte, für den Verband DITIB sehe er keinen Bedarf an in Deutschland ausgebildeten Imamen. DITIB ist der größte Zusammenschluss deutscher Moscheegemeinden und eng mit dem türkischen Staat verbunden.

Imame nicht nur aus dem Ausland

Auch die Grünen-Bundestagsfraktion stellte sich hinter die Empfehlung des Wissenschaftsrates. "Es ist nicht gut für die Integration, wenn Imame nur aus dem Ausland kommen", erklärte Volker Beck, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, in Berlin. Sie könnten als Geistliche ihrer Gemeinde in Deutschland nicht ausreichend Orientierung geben. Für die Hochschulausbildung von Geistlichen und Religionslehrern brauche der Staat aber auf Dauer anerkannte islamische Religionsgemeinschaften als Partner, mit denen die Lehrinhalte auszuhandeln wären.

Bisher sind an deutschen Hochschulen noch keine theologisch ausgerichteten Islamischen Studien etabliert, an einigen Orten gibt es islamische Religionspädagogik. Die Universität Frankfurt hatte kürzlich angekündigt, dass sie ein Fach Islamische Theologie einrichten will. Der Wissenschaftsrat will am Montag Einzelheiten zu seiner am Freitag veröffentlichten Empfehlung mitteilen.

epd