Taizé-Treffen: Die Welt braucht tiefgreifende Veränderungen

Taizé-Treffen: Die Welt braucht tiefgreifende Veränderungen
Gebet, Begegnung und Diskussion stehen im Mittelpunkt des ökumenischen Taizé-Jugendtreffens in Posen. Dabei wurde auch die Forderung nach einem gerechteren Wirtschaftssystem laut. Rund 30.000 junge Leute aus ganz Europa sind in die westpolnische Stadt gekommen. Das Treffen dauert bis Samstag.

Der Prior der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft, Frère Alois, sprach sich für ein sozial gerechteres Wirtschafts- und Finanzsystem aus. Nötige Veränderungen könnten allerdings "nicht ohne eine Veränderung im Herzen des Menschen geschehen", erklärte er am Dienstagabend zum Auftakt des Treffens mit rund 30.000 Jugendlichen. "Wie können wir den Grund für ein gerechteres System legen, solange manche weiterhin Reichtum auf dem Rücken anderer anhäufen wollen?"

Alle Menschen spürten, "dass in unserer Welt tiefgreifende Veränderungen nötig sind", fügte der aus Deutschland stammende Alois hinzu. "Gesellschaftsstrukturen oder Denkmodelle von gestern erweisen sich als inadäquat und ungenügend, damit die einzelnen Menschen und die Völker in Frieden zusammenleben können." In diesem Jahr stellt die Lage der Christen in China einen Schwerpunkt der Diskussionen dar. Viele Jugendliche dort lebten in einer "spirituellen Erwartung", sagte Frère Alois. Das Treffen zum Jahreswechsel findet zum 32. Mal statt.

Polen und seine Geschichte

Über die Nutzung der Freiheit in Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus vor 20 Jahren sprachen am Mittwoch auf dem Messegelände der westpolnischen  Stadt die Teilnehmer mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Obersten Gerichts in Ungarn, Pal Solt. Andere Workshops beschäftigten sich mit der Suche nach Gott und Auflehnung gegen ihn, das Geheimnis der Menschwerdung, den Einsatz für Arme und Beschädigte in der Dritten Welt. Auch Polens Geschichte sowie Probleme der Aussöhnung zwischen verfeindeten Nationen standen zur Debatte.

Am gemeinsamen Gebet nahmen am Abend katholische Bischöfe aus Polen, Frankreich, Niederlanden, Italien, Brasilien und Belgien teil. Auch orthodoxe und protestantische Geistliche waren eingeladen. Rund 30 000 Jugendlichen bestimmen seit Beginn des Treffens das Bild in Posen. Es gebe zwar kein allgemein gültiges Logo, doch die Teilnehmer könne man sofort erkennen, sagte eine Sprecherin. Sie beteten und sängen auf der Straße, in den Bussen und Straßenbahnen sowie in den Geschäften und Museen. "Sie strahlen eine Freude aus, die sich aus der Nähe zu Gott erklären lässt." Sehr schnell werden Bekanntschaften angeknüpft.

1.200 Teilnehmer aus Deutschland

Unter den Teilnehmern stellen die Deutschen nach Polen (18.900), Ukrainern (1.500) und Franzosen (1.400) mit 1.200 Teilnehmern die viertgrößte Gruppe. Alle Jugendlichen sind bei polnischen Familien in den umliegenden Gemeinden untergebracht. Frère Alois lobte die große Gastfreundschaft der Polen. Die im französischen Burgund ansässige Taizé-Gemeinschaft organisiert seit 1978 internationale Jugendtreffen in europäischen Städten. Polen ist zum vierten Mal Gastgeber. Das Treffen dauert bis Samstag.

Bekanntgeworden ist die Kommunität von Taizé durch einprägsame, meditative Lieder, die unter Christen in aller Welt verbreitet sind. Der aus Deutschland stammende katholische Theologe Alois Löser ist Prior von Taizé und Nachfolger von Bruder Roger, der die Gemeinschaft in Frankreich 1949 gegründet hatte. Der reformierte Theologe Roger Schutz erlag 90-jährig im Jahr 2005 den Folgen eines Attentats durch eine verwirrte Frau.

epd/dpa