Weihnachtsbaum - ein Gewächs mit vielfältigen Wurzeln

Weihnachtsbaum - ein Gewächs mit vielfältigen Wurzeln
Jeden Tag erklären wir in der Adventszeit einen Begriff rund um die besinnlichen Tage. Sechs Tage vor Heiligabend wird es langsam Zeit sich um den Baum zu kümmern.
18.12.2009
Von Georg Klein

Schon immer galten immergrüne Pflanzen und Zweige als Verkörperung der Lebenskraft, die man sich im Winter ins Haus holen konnte, um Gesundheit und Glück zu erhalten. Unser heutiger Weihnachtsbaum hat deswegen vielfältigste Wurzeln und Vorläufer: Die Römer schmückten ihr Haus zum Jahreswechsel mit Lorbeerzweigen, im Mithraskult wurde der Sonnengott zur Wintersonnenwende mit einem geschmückten Baum verehrt. In nördlicheren Regionen galten Tannenzweige im Haus als Schutz vor bösen Geistern. Auch der schamanistische Weltenbaum, über den man Kontakt zum Ursprung der Schöpfung erreichen kann, ist ein wichtiger Einfluss. Der Weltenbaum kam und kommt in praktisch allen Religionen und Kulturen der Welt vor. Nicht nur  der Weihnachtsbaum ist vom Weltenbaum geprägt übrigens, auch die heute noch weitverbreiteten Maibäume lassen sich davon ableiten.

Adam und Eva am Baum

Im Mittelalter wurden zu Weihnachten sogenannte “Paradiesspiele“ in den Kirchen aufgeführt, um an die Stammeltern Adam und Eva zu erinnern. Dafür wurde ein Baum mit Äpfeln geschmückt, als Symbol für den Sündenfall und die Erlösung durch Jesus. In Norddeutschland wurden Weihnachtsbäume bis ins späte 19. Jahrhundert mit Adam, Eva und der Schlange aus Holz oder aus Backteig geschmückt. Erste urkundliche Nachweise über Weihnachtsbäume gibt es um 1521, als ein Förster bei Schlettstadt den Auftrag erhält ab dem 21. Dezember die Bäume zu bewachen. Vorläufig konnten sich aber nur Zünfte, Kirchen und reiche Adlige oder Bürger einen Baum leisten, da Tannen und Fichten bis dahin in den deutschen Mittelgebirgen kaum vorkamen. Für die ärmeren Schichten blieben oft genug nur Zweige oder anderes Grün übrig. 1774 wird der Weihnachtsbaum erstmals literarisch erwähnt. In den “Leiden des jungen Werther“ von Goethe schwärmt der Held seiner unerreichbaren Angebeteten von den weihnachtlichen Eindrücken seiner Kindheit vor, inklusive Baum.

Ein internationaler Siegeszug

Noch stärker verbreitete sich die Idee im 19.Jahrhundert, als in evangelischen Kreisen der Christbaum als Gegenbild zum katholischen Krippenaufstellen propagiert wurde, und immer mehr Wälder mit Nadelbäumen bepflanzt wurden. Von Deutschland aus trat der Weihnachtsbaum bald seinen weltweiten Siegeszug an. Fanny von Arnstein, eine jüdische Dame der Berliner Gesellschaft brachte den Brauch 1814 an den Wiener Hof, Königin Viktoria von England heiratete 1840 Albert von Sachsen-Coburg und holte sich so den Weihnachtsbaum nach London. In Frankreich gab es anfangs noch Widerstand gegen die “Annäherung an das Deutschtum“, der aber bald aufgegeben wurde. Um 1890 wurden in Paris bereits mehr als 35000 Bäume verkauft. In Amerika schlussendlich führten deutsche Matrosen und Einwanderer den neuen alten Brauch ein. Zu ihnen gehörte auch der Liberale und Politiker Gustav Körner, der bereits zu seinem ersten Christfest in Illinois 1833 die Einheimischen mit seinem kerzengeschmückten Baum beeindruckte.