Rummelsberger Diakoniechef zieht sich zurück

Rummelsberger Diakoniechef zieht sich zurück
Die Rummelsberger Diakonie kommt nicht zur Ruhe. Der Chef der evangelischen Einrichtung, Wolfgang Bub, ist überraschend von seinen Ämtern zurückgetreten. Die bayerische Landeskirche bedauerte den Schritt.

Nach nur 13 Monaten als Vorstandsvorsitzender der Rummelsberger Anstalten und Rektor der Diakonen-Brüderschaft hat der 51-Jährige nach Mitteilung vom Dienstag um vorzeitige Beendigung seines Vertrags gebeten. Mit rund 6.400 Beschäftigten zählt die Rummelsberger Diakonie zu den größten evangelischen Sozialunternehmen in Deutschland. Rummelsberg liegt östlich von Nürnberg.

Die Belastung der vergangenen Wochen habe "jenseits der Grenze des Zumutbaren" gelegen, teilte Bub in einer persönlichen Erklärung mit. Als Gründe nannte er Presseberichte über Rummelsberg sowie "manche Äußerungen von einzelnen Brüdern und ein unterschiedliches Verständnis von Leitung zwischen Teilen der Brüderschaft und mir". Deshalb habe er sich entschlossen, nun Rücksicht auf seine Gesundheit und seine Familie zu nehmen.

Heftige öffentliche Kritik

Die Rummelsberger Diakonie steht wegen Vorgängen, die vor Bubs Amtszeit lagen, unter heftiger öffentlicher Kritik. Wie bekannt wurde, hatte der vor zwei Jahren zum Rücktritt gezwungene Bub-Vorgänger Karl Heinz Bierlein zusätzlich zu seinem Pfarrersgehalt monatlich 2.000 Euro Sonderzahlungen kassiert. Außerdem hatte ein im Streit ausgeschiedener Geschäftsführer 450.000 Euro Abfindung bekommen. Gleichzeitig hatte die Diakonie ein Zeitarbeitsunternehmen betrieben, das Mitarbeiter zu Niedrigtarifen beschäftigte.

Bub will bis zur Wahl eines Nachfolgers weiterhin zur Verfügung zu stehen. Die ersten Schritte für die Nachfolgeregelung sind laut dem Verwaltungsratsvorsitzenden der Rummelsberger Anstalten, Jörg Kruttschnitt, bereits getroffen. Er nannte Bubs Rückzug schmerzhaft. Bedauern äußerten auch die Sprecher der Diakone und der Diakoninnen sowie der Geschäftsführer des Rummelsberger Sozialunternehmens, Harald Frei. Sie würdigten Bubs Einsatz für eine "neue Kultur der Offenheit und Transparenz". Bub, der vorher Dekan in Neumarkt war, wird in den Dienst der evangelischen Landeskirche zurückgehen.

"Ausgewiesener partizipatorischer Führungsstil"

Der Landeskirchenrat äußerte Bedauern über den Rücktritt. Man sei irritiert, dass sich der Vorstandschef bereits nach einem Jahr gezwungen sehe, seinen Dienst niederzulegen, erklärte ein Sprecher in München. Die Kirche nehme mit Bedauern zu Kenntnis, dass in der aktuellen Situation "mit Bub ein Mann mit ausgewiesenem partizipatorischem Führungsstil nicht erfolgreich arbeiten konnte". Ausdrücklich gewürdigt wurde Bub für sein Bemühen, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Auch der Verwaltungsratsvorsitzende der Rummelsberger Anstalten, Jörg Kruttschnitt, nannte Bubs Rückzug schmerzhaft.

Bierlein wurde Anfang November aus dem Dienst der bayerischen Landeskirche entlassen. Das Amtsgericht Hersbruck hatte im Juni 2008 einen Strafbefehl gegen den Ex-Rektor des Diakoniehauses erlassen. Im Skandal um zweifelhafte Psycho-Experimente warf ihm die Staatsanwaltschaft schwere Körperverletzung vor. Bierlein scheidet zum 31. Dezember aus dem Dienst aus. Einem entsprechenden Entlassungsantrag stimmte der Landeskirchenrat zu.

epd