Adventsserie (3): Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst

Adventsserie (3): Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst
Zu sich kommen nach einer kleinen Ohnmacht, das geht schon, das ist einfach. Aber wer richtig bei sich selbst ankommen will, der muss mehr tun als einfach nur an der Tür klingeln. Die Frage bleibt: Was will er da? Interview mit Dr. Eva Wlodarek, Autorin des Ratgebers "Wunscherfüllung für Selbstabholer" aus dem chrismon-Magazin.

chrismon: Warum soll ich bei mir ankommen?

Eva Wlodarek: "Bei sich ankommen bedeutet, herauszufinden, wer wir wirklich sind, welche Stärken, Schwächen und Talente wir haben. Wenn wir unser Leben so weit wie möglich danach ausrichten, erreichen wir das größte Glück, weil es stimmig ist.

chrismon: Wie komme ich da hin? In den Frauenzeitschriften steht: Ich soll eine Wand in meiner Wohnung neu streichen, ich soll in das Naturkosmetikstudio Marion Prinz gehen, Mantras singen oder Grenzen überschreiten.

Eva Wlodarek: Von solchen individuellen Wegen gibt es Hunderte. Was aber jeden von uns weiterbringt, ist die Frage: Welche Herzenswünsche habe ich? Sehnsüchte, die nicht von außen kommen, sondern mit unserer Persönlichkeit und unseren Talenten übereinstimmen, sind ein innerer Kompass zu uns selbst. Zum Beispiel wenn wir gerne anderen helfen, das Abenteuer lieben oder mit schönen Dingen umgehen.

chrismon: Und wenn ich am Ziel bin, soll ich da lange bleiben? Was, wenn ich nur eine Durchgangsstation bin?

Eva Wlodarek: Bei sich anzukommen ist gleichzeitig statisch und dynamisch. Im Kern ändern wir uns kaum, wohl aber im Laufe des Lebens in unseren Einstellungen, Vorlieben oder aktuellen Bedürfnissen. Auch das spiegeln uns dann unsere wichtigen Wünsche wider, so dass wir neue passende Ziele setzen können – und trotzdem bei uns bleiben.

chrismon: Oft ist man ganz schön bei sich – obwohl man eigentlich bei einem anderen Thema, einem anderen Menschen sein sollte. Ist das nicht viel schwieriger?

Eva Wlodarek: Wir dürfen "bei sich angekommen sein" nicht mit Egozentrik verwechseln. Wer sich selbst in angemessener Weise ernst nimmt, wird seinem Gegenüber oder bestimmten Aufgaben ebenso aufmerksam begegnen. Frei nach dem Motto "Nur wer sich selbst liebt, kann auch einen anderen lieben".

Das Interview führte Anne Buhrfeind für chrismon.