Nofretete soll eine Berlinerin bleiben

Nofretete soll eine Berlinerin bleiben
Ägypten fordert bislang nicht offiziell die auf der Berliner Museumsinsel ausgestellte Büste der Königin Nofretete zurück. Das berühmte Kunstwerk soll in der deutschen Hauptstadt bleiben.
05.12.2009
Von Wilfried Mommert

Das hat der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, betont. "Nofretete bleibt in Berlin, das ist doch selbstverständlich, daran gibt es keinen Zweifel." Sie sei ein Glanzlicht des Neuen Museums, das seit seiner Eröffnung Mitte Oktober bereits über 150.000 Besucher angelockt habe. "Das Neue Museum ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte." Nofretete war die Hauptfrau des im 14. Jahrhundert vor Christus regierenden Pharaos Echnaton. Die zu ihren Lebzeiten gefertigte Kalksteinbüste gehört zu den bekanntesten Kunstschätzen der Welt.

Zu entsprechenden Äußerungen des ägyptischen Antikenchefs Zahi Hawass über eine mögliche Rückgabe Nofretetes sagte Eissenhauer, Hawass wolle die historischen Unterlagen nochmal prüfen. "Dabei können wir behilflich sein, wenn er das möchte." Hawass ist persönlich davon überzeugt, dass die Büste Ägypten 1913 illegal verlassen hat. Er hat jetzt ein Komitee zum "Fall Nofretete" ins Leben gerufen, "um zu klären, was sich damals bei der Fundteilung genau abgespielt hat".

Vertrauen zu Ägypten schaffen

"Wir wollen auch in Begegnungen mit ägyptischen Vertretern Vertrauen schaffen", betonte Eissenhauer. "Wir legen alle Dokumente offen, wir lassen die ägyptische Seite an unserem Wissen teilhaben um zu betonen, dass wir nichts verheimlichen. Wir sind überzeugt davon, dass es bei der Fundteilung absolut korrekt zugegangen ist. Damals ist nicht mit falschen Karten gespielt worden, nichts verheimlicht, nicht betrogen worden, die Einigung über die Fundteilung war ein ganz reguläres Verfahren."

Das Prinzip "Vertrauen schaffen" gelte im übrigen auch für das Thema Beutekunst und der noch in Russland lagernden Berliner Kunstschätze, betonte der Museumschef. "Wir wollen Vertrauen aufbauen und eine Basis gegenseitiger Zusammenarbeit schaffen nach den Jahrzehnten eisigen Schweigens." Dazu diene nach der Merowinger- Ausstellung die mit Russland geplante Schau über die Bronzezeit, deren Objekte ebenfalls weitgehend nach wie vor in Russland sind. Die Ausstellung ist 2012/13 in Petersburg und Moskau geplant.

Schatz des Priamos ist in Russland

"Der größere Teil der Schliemann-Funde ist im übrigen nicht in Russland, sondern nach wie vor in Berlin, sowohl von der Größe her als auch von der archäologischen Bedeutung", unterstrich Eissenhauer. "Aber die Goldkiste mit dem sogenannten Schatz des Priamos ist eben weg und befindet sich zurzeit im Moskauer Puschkin-Museum. Wir weisen auch im Neuen Museum ausdrücklich darauf hin mit dem Vermerk an der Vitrine mit den Repliken ('als Kriegsbeute zurzeit in Russland'). Wir dokumentieren dadurch auch, welch ein Schaden der Fundgeschichte und der wissenschaftlichen Forschung durch den jetzigen unhaltbaren Zustand zugefügt wird", sagte der Berliner Generaldirektor.

"Der gesamte Schatz gehört selbstverständlich auf die Berliner Museumsinsel, das ist klar", so Eissenhauer weiter. "Wir vermissen ihn schmerzlich und die dauerhafte Auslagerung verstößt gegen das Völkerrecht, das ist nicht nur meine persönliche Meinung sondern das ist die Position der Bundesregierung und auch der Stiftung Preußischer Kulturbesitz."