Kirche muss sich stärkeres Gehör verschaffen

Kirche muss sich stärkeres Gehör verschaffen
„Ich halte den Bologna-Prozess vom Prinzip her für richtig.“ Das betonte Staatssekretär Dr. Michael Stückrath auf dem 2. Hochschultag der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bochum. Mit Blick auf die Gesetzgebung sei derzeit in NRW nichts zu tun, so Stückrath weiter. Man habe den Hochschulen bewusst ausreichend Zeit gelassen, um die nötigen Reformen umzusetzen. Wichtig sei es indes, genau hinzuhören, wo es erkennbare Notwendigkeiten gebe, etwas zu ändern.

„Der notwendigen Definition von Mindeststandards müssen deutlich mehr Wahl- und freiwillige Vertiefungsbereiche zur Seite gestellt werden“, forderte Professor Traugott Jähnichen in einem theologischen Impuls zum Thema „Was ist evangelische Freiheit?“. Nur so könne die Universitätsbildung mehr sein als die bloße Ausbildung von Spezialisten.

Studierendenvertreter forderten demgegenüber einen kreativen Umgang mit den obligatorischen Credit-Points, ein größeres Maß an Freiheit bei der Wahl der Veranstaltungen sowie mehr Freiräume bei der Leistungsüberprüfung. „Das Multiple-Choice-Verfahren bei Prüfungen hat klare Grenzen“ unterstrich Jan Schäfer, der stellvertretend für die Studierenden auf dem Diskussionspodium saß.

„Wissenschaft darf in der Breite nicht zu kurz kommen und kleine Fächer dürfen nicht auf der Strecke bleiben“, sagte Dr. h.c. Alfred Buß vor den rund 100 Gästen. Buß: „Es muss möglich sein, sich während des Studiums politisch, sozial oder kirchlich zu engagieren.“ Die Kirche etwa brauche Pfarrerinnen und Pfarrer, die eine spirituelle Haltung hätten, etwas, „das über das reine Fachwissen hinausgeht“, so Buß, der damit für einen mehrdimensionalen Wissensbegriff plädierte.

Professor Dr. Martin Burgi, Dekan der Juristischen Fakultät, gab dem leitenden Geistlichen der Evangelischen Kirche von Westfalen auch kritische Töne mit auf den Weg. Die evangelische Kirche habe die Entwicklungen an den Hochschulen lange Zeit unterschätzt. Es sei sehr schade, dass sie in den zentralen Entscheidungsphasen kein schlüssiges Leitbild zur Verfügung gestellt habe. „Sie müssen sich ein stärkeres Gehör verschaffen“, forderte Burgi.