Erste Opfer von "Katrina" erhalten Entschädigung

Erste Opfer von "Katrina" erhalten Entschädigung
Ein US-Gericht hat fünf Betroffenen des verheerenden Wirbelsturms "Katrina" eine Entschädigung zugesprochen. Auf die Regierung kommen womöglich Millionenforderungen zu.

Juristischer Erfolg für Opfer des Hurrikans "Katrina": Ein US-Bezirksgericht sprach fünf Klägern eine Entschädigung von 720.000 Dollar, etwa 482.000 Euro, zu. Richter Stanwood R. Duval machte am Mittwoch das Ingenieurkorps der US-Streitkräfte für die zerstörerischen Überflutungen von New Orleans nach dem Wirbelsturm verantwortlich. Das Korps sei für den Bau eines Abflusskanals verantwortlich gewesen, habe diesen aber nicht ausreichend gewartet, so dass "Katrina" freie Bahn gehabt habe, sagte Duval nach Angaben der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Die Entscheidung könnte einen Präzedenzfall schaffen. Anwälte sagten, das Urteil könne zu Klagen von mehr als 100.000 Anwohnern und Geschäftsleute führen. In der Folge könnten auf Washington Forderungen in zweistelliger Millionenhöhe zukommen, berichtete die "New York Times" am Donnerstag. Es werde allerdings erwartet, dass die US-Regierung das Urteil anfechten wird.

Mehr als 1.800 Tote

"Katrina" wütete im August 2005 in den US-Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Florida, Georgia und Alabama und tötete mehr als 1.800 Menschen. Etwa 1,3 Millionen Menschen entlang der US-Golfküste verloren ihre Existenz. Mit 125 Milliarden Dollar Gesamtschaden ist "Katrina" der bislang zerstörerischste Sturm. Die US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush war nach der Naturkatastrophe unter starken Druck geraten. Weil die Lage zunächst völlig unterschätzt wurde, dauerte es Tage, bis umfassende Bundeshilfe anrollte.

Richter Duval schränkte allerdings ein, dass das Ingenieurkorps nicht für die fehlerhafte Konstruktion des Kanals verantwortlich sei. Der Kanal war im Jahr 1965 als Abkürzung zwischen dem Mississippi und dem Golf von Mexiko gebaut worden. Laut Duval war sich die Armee der Gefahr bewusst und habe auch über Abhilfe nachgedacht, diese Idee dann aber aus Kostengründen verworfen. Das Ingenieurskorps hätte dafür sorgen müssen, dass der Kanal keine Gefahr für Mensch und Umwelt sei. Dagegen erklärte Vertreter des Korps vor Gericht, die Dämme der Stadt seien das Problem gewesen. Sie hätten der Gewalt von "Katrina" nicht standhalten können.

Kanal wirkte wie ein Trichter

Die Anwälte der Kläger begrüßten das Urteil. Es sei das allererste Mal überhaupt, dass das Ingenieurskorps für "seine monumentale Fahrlässigkeit" zur Verantwortung gezogen werde, sagte der Verteidiger Pierce O'Donnell. "Jetzt werden die Menschen hier entschädigt werden", sagte sein Kollegen Joe Bruno laut Bloomberg. Nach Ansicht der Anwälte verbreiterte sich der Kanal infolge von Erosion sowie fehlender Wartung und sei wie eine "Autobahn" für "Katrina" gewesen. Der Richter sagte, bei dem Hochwasser nach dem Wirbelsturm habe der Kanal wie ein Trichter gewirkt.