Mehr Prophetie wagen!

Mehr Prophetie wagen!
Normalerweise schreibt er. Matthias Drobinski, profilierter Kirchen-Journalist der Süddeutschen Zeitung. Manchmal redet er auch öffentlich. Manche reisen dann 100 Kilometer weit an, um dem Mann zuzuhören, von dem sie sonst nur Gedrucktes kennen. Doch ob seine Botschaft bei den Richtigen ankommt und Folgen hat, bleibt abzuwarten.
08.11.2009
Uwe-C. Moggert-Seils

„Erreicht die Kirche noch die Menschen?“ - so lautete der Titel seines Vortrags auf einem religionspädagigischen Studientag in Bielefeld. Der Journalist Drobinski nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die Kirche, vor allem die evangelische, muss stärker sagen, was sie ist und wofür sie steht.“ Nach seiner Beobachtung hat die Kirche kein Vertrauen in ihre eigenen Stärken.

 

Nirgendwo sonst, so Drobinski, „ist die Kirche so bei sich selber wie im Gottesdienst und der Predigt.“ Doch gerade hier, in einer ihrer vielgerühmten Kernkompetenzen, entdecke er viel zu wenig Menschen, die missionarisch wirken. Statt dessen, so der Redakteur der Süddeutschen Zeitung, habe die Kirche des Wortes Sprachschwierigkeiten. Frei nach dem Motto: „Mach’ du erst mal einen Sprachkurs, bevor du bei uns mitreden darfst.“

 

Folgerichtig empfiehlt Drobinski den verantwortlichen Menschen in der Kirche – Pfarrern ebenso wie Presbytern oder Religionspädagogen – mehr Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Stärken. Eine klare Sprache, die pseudopoetische Floskeln des ‚gemeinsam auf dem Wegseins’ und ‚ein Stück weit’ ablege und statt dessen von dem eigenen Glauben, der Liebe und der Hoffnung spreche.

 

Gleichzeitig solle die Kirche sich weiter einmischen in allen gesellschaftlichen Bereichen und ihrem prophetischen Auftrag nachkommen. Denn die widerständige Botschaft der Bibel, so der Journalist, müsse auch in ihrer politischen Bedeutung verkündigt werden.

 

Vielleicht ist es nach solch einer Botschaft ja so wie beim Fußballspiel des Lieblingsvereins. Nach dem 1:0 herrscht Aufbruchstimmung. So soll’s weitergehen. Und im weiten Fußballrund stimmen dann alle ein in den Ruf: Jetzt geht’s los!