Weihbischof: Gemeinsames Abendmahl möglich

Weihbischof: Gemeinsames Abendmahl möglich
Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hält ein gemeinsames Abendmahl von katholischen und evangelischen Christen in Einzelfällen für möglich. Ob ein Katholik an einem evangelischen Abendmahl teilnehmen möchte, müsse er allein mit seinem Gewissen vereinbaren.

Der Papst habe dies nicht ausdrücklich verboten, erläuterte der katholische Theologe am Donnerstagabend beim Ökumenischen Forum in der Hamburger HafenCity. Er erwarte aber von evangelischen Christen Respekt davor, dass für Katholiken die Eucharistie (Abendmahl) zum "Allerheiligsten" zähle. Das Abendmahl ist eine der zentralen ökumenischen Streitfragen. Unterschiedliche Auffassungen darüber trugen im 16. Jahrhundert wesentlich zur Reformation bei.

Jaschke erinnerte an eine Aussage von Papst Johannes Paul II. (1920-2005), dass er sich über jeden Menschen freue, der an den Tisch des Herrn trete. Dies biete etwa auch konfessionsverschiedenen Ehepaaren die Möglichkeit, gemeinsam am Abendmahl teilzunehmen. Jaschke: "Kein Pfarrer, der vernünftig ist, weist sie zurück." Für eine offizielle Abendmahlsgemeinschaft sei die Zeit aber noch nicht reif. Es würde der Ökumene schaden, wenn in dieser Frage von außen künstlicher Druck aufgebaut würde.

Ökumenische Dürrezeit

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen erinnerte daran, dass die Gemeinsame Erklärung von Lutheranern und Katholiken zur umstrittenen Rechtfertigungslehre vor zehn Jahren die weltweite Ökumene gestärkt habe. Jepsen: "Wir lassen uns nicht mehr auseinanderbringen." Die Überschwänglichkeit sei jedoch schnell abgeebbt, und eine "Dürrezeit" habe begonnen. Das Vatikanpapier "Dominus Iesus" aus dem Jahr 2000 habe sie "sehr erschüttert", weil es den Protestanten das Recht abspreche, Kirche zu sein. Das getrennte Abendmahl sei für sie "schmerzhaft".

Die Gemeinsame Erklärung vor zehn Jahren ist nach den Worten Jaschkes ein "historischer Akt" gewesen. "Danach haben wir uns erstmal schlecht benommen." Das Dominus-Iesus-Papier und die Ablassfrage habe Protestanten verletzt, die evangelische Kirche habe 2005 das Projekt einer Bibel-Einheitsübersetzung einseitig für beendet erklärt. Offene Fragen wie das unterschiedliche Verständnis von Kirche und geistlichem Amt warteten noch auf Klärung. Ziel müsse es ein, auf der Grundlagen eines gemeinsamen christlichen Glaubens, die Unterschiede der einzelnen Konfessionen als Bereicherung und geistlichen Schatz zu verstehen.

epd