Politik bekommt Hausaufgaben

Politik bekommt Hausaufgaben
„Bleiben dürfen“ - unter dieser Überschrift berichteten Christel Yunga sowie Chudo und Usub Safojan, die über längere Zeit in lippischen Kirchengemeinden im Kirchenasyl gelebt haben, wie es ihnen heute mit einem gesicherten Aufenthaltsstatus ergeht.
29.09.2009
nrw.evangelisch.de / bb

„Es ist schön, seine Heimat dort zu haben, wo man bleiben darf und wo kein Krieg herrscht“, sagt Christel Yunga. Die Brüder Safojan ergänzen: „Damit, dass wir hier bleiben dürfen, ist unser Traum in Erfüllung gegangen.“

Die Brüder verbrachten fast zwei Jahre im Kirchenasyl. Eine Zeit voller Ungewissheit und der ständigen Angst, in ihr Herkunftsland Armenien abgeschoben zu werden. Heute machen beide eine Ausbildung und sind in Vereinen integriert.

Vertrauen angemahnt

„Das ist gut so“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Nikolaus Schneider, in seiner Predigt: „Macht eure Ausbildung, bringt euch ein mit all dem, was ihr zu bieten habt. Wichtig ist doch die Bereicherung, die wir durch die Menschen, die zu uns kommen, erfahren!“ Das Flüchtlingsgesetz sei ein Ordnungsgesetz, dessen Grundvoraussetzung Misstrauen und Abwehr sei: „Dabei brauchen wir Vertrauen!“

Das Kümmern um Fremdlinge sei immer schon Aufgabe der Kirche gewesen, so Schneider. Die Kirchen setzten sich ein für eine Bleiberechtsregelung jenseits der so genannten Kettenduldungen, bei der Menschen nur für eine begrenzte Zeit eine Duldung erhalten und Verlängerungen jeweils neu beantragen müssen.

Auf gepackten Koffern

Schneider: „Es sind Familien, die stets auf gepackten Koffern und ohne jede vernünftige Zukunftsperspektive unter uns leben. Ich begreife nicht, dass wir nicht zu einer anderen Lösung kommen.“ Rund 150.000 Menschen lebten ohne Aufenthaltsstatus in Deutschland.

Nach dem Gottesdienst gab es yezidisch-armenische Musik von den Brüdern Safojan und dem Jugendchor Joy aus Schapdetten im Münsterland. Und dann wurden die Teilnehmenden aktiv: Am Tag der Bundestagswahl wurden Statements zu den migrations- und flüchtlingspolitischen Hausaufgaben für den neuen Bundestag gesammelt.

An die Adresse der Fraktionen

Beteiligt: Menschen mit Aufenthaltsstatus, Asylbewerber, Vertreter des Kreises, der Stadt und der Kirchen sowie von Amnesty International. So bekamen die Fraktionen des neuen Bundestags „Hausaufgaben“.

Gefordert werden unter anderem die Anpassung der Sozialleistungen für Flüchtlinge an das allgemeine Sozialhilfe-Niveau, die verbesserte Anerkennung von ausländischen Schul- und Studienabschlüssen und die Einbeziehung von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International bei der Einschätzung der politischen Situation in den Herkunftsländern von Flüchtlingen.

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