Von kickenden Kindern und bibelfesten Bergsteigern

Von kickenden Kindern und bibelfesten Bergsteigern
Auf ihrer Zukunftswerkstatt in Kassel stellt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 100 innovative Projekte vor. Die Bandbreite reicht vom Fußballcamp bis zum Berggottesdienst.
25.09.2009
Von Christian Prüfer

"Das ist ja klasse, genau das brauchen wir auch", ruft ein Besucher erfreut aus, als er in der Kasseler Stadthalle den Stand namens "Oese kickt" entdeckt. Er wirbt für ein Fußballcamp für Kinder des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven und der Fußballschule Millerntor und gehört zu den 100 innovativen Projekten, die auf der Zukunftswerkstatt der Evangelischen Kirche in Deutschland präsentiert werden.

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"Ich bin da sehr distanziert rangegangen", schildert Fußballtrainer Ralf Ehlers den Start der Kooperation mit dem Kirchenkreis vor rund drei Jahren. Doch seine Befürchtung, die Kinder aus den meist kirchenfernen Familien würden nur mit Bibelsprüchen traktiert, bewahrheitete sich nicht. Im Gegenteil: "Das mentale Training, wie ich es nenne, hat sich sehr gut im Verhalten widergespiegelt", berichtet Ehlers.

Sport und Ethik

"Auch der Sport kann Werte transportieren", ergänzt Michael Freitag-Parey vom Kirchenkreis. Die Frage, wie man etwa mit Kleinwüchsigen umgehe, sei nicht nur eine ethische, sondern auch eine sportliche. "Wir haben einfach nur zusammengefügt, was zusammenpasst", sagt er. Mittlerweile gebe es drei Freizeiten mit je 100 Kindern.

Auf die Freizeit der Menschen zielt auch der "Kampenwand-Gottesdienst" in Oberbayern ab. "Im Urlaub interessieren sich die Menschen mehr als sonst für Sinnfragen", hat Thomas Roßmerkel beobachtet. Mit dem Berggottesdienst auf 1.300 Metern Höhe unter dem Gipfel der Kampenwand erreiche man zahlreiche Wanderer. "Der kommt so gut an, dass wir ihn im Sommer auch mittwochs und donnerstags feiern", sagt Roßmerkel. Nur im Winter herrsche "Funkstille", da man an die Skifahrer nicht herankomme.

Gute Erfahrungen mit Gottesdiensten an anderen Orten als in der Kirche hat auch Pfarrer Norbert Mecke aus dem nordhessischen Holzhausen gemacht. Dort würden die seit zehn Jahren stattfindenden "G-plus-Gottesdienste" im Bürgerhaus gefeiert. Ein Element sei, dass der Geistliche nach der Predigt ins Kreuzverhör genommen werden dürfe. Auch hätten sich als Folge Hauskreise und Glaubenskurse gegründet. Zu den Gottesdiensten, an dessen Vorbereitung sich mittlerweile mehr als 50 Leute beteiligten, kämen bis zu 400 Besucher.

Hilfe zum Wiedereintritt

Mehr Menschen in die Kirche holen will man auch in Hamburg-West und Südholstein. Dafür habe man vor anderthalb Jahren eine "mobile Wiedereintrittsstelle" errichtet, erläutert Tobias Woydack. Sie kann von Gemeinden zu Großveranstaltungen und Festen ausgeliehen werden. Bisher seien aber erst vier Personen eingetreten. "Gleichwohl gelangen wir mit der Stelle in das Bewusstsein der Menschen", hebt Woydack hervor.

Die 100 in Kassel präsentierten sowie die anderen missionarischen Projekte der evangelischen Kirche zeigen auf, wohin der Weg führen kann. "Wo ständen wir, wenn jede Gemeinde ein solches Projekt hätte?", fragte Huber am Donnerstagabend die 1.200 Werkstatt-Teilnehmer bei der Eröffnung des dreitägigen Kongresse. Die Antwort lieferte er gleich mit: "Wir ständen woanders!"

epd