Honduras: Zelaya fordert Macht zurück - Menschenrechtsverstöße?

Honduras: Zelaya fordert Macht zurück - Menschenrechtsverstöße?
Zwei Tage nach der überraschenden Rückkehr des gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya nach Honduras ist die Lage in dem mittelamerikanischen Land weiter angespannt. Der nach einem Putsch gegen Zelaya vor drei Monten ins Amt gelangte Staatschef Roberto Micheletti erklärte seine Bereitschaft zu einem Gespräch mit seinem Vorgänger. Voraussetzung sei jedoch, dass Zelaya das Ergebnis der geplanten Wahlen am 29. November anerkenne. Zelaya wies das Angebot der Putschregierung als "Manipulation" zurück. Er forderte die sofortige Übergabe der Macht.

Die brasilianische Botschaft in Tegucigalpa, in der sich Zelaya aufhält, ist weiter von Militär und Polizei weiträumig umstellt. Strom, Wasser und Telefon wurden teilweise abgestellt. Mitarbeiter der Vereinten Nationen und der nahe gelegenen US-Botschaft versorgen die noch etwa 70 bis 180 Menschen in dem Gebäude. Die meisten von ihnen waren am Dienstag dorthin geflohen, nachdem Sicherheitskräfte eine Demonstration für Zelaya aufgelöst hatten.

150 Zelaya-Anhänger festgesetzt

Die Regierung Micheletti verlängerte erneut die seit Montag geltende Ausgangssperre. Rund 150 Anhänger Zelayas, die gegen das Verbot verstießen, werden laut lokalen Medien in einer Sportanlage festgehalten. Sie diene als provisorisches Gefängnis. Die Zelaya nahestehende "Nationale Widerstandsfront gegen den Staatsstreich" rief trotz der Ausgangssperre zu einer Großdemonstration am Mittwoch in Tegucigalpa auf.

Nach gewalttätigen Zusammenstößen am Dienstag erhoben internationale Menschenrechtsorganisationen schwere Vorwürfe gegen die Putschregierung. Human Rights Watch sprach von "exzessiver Gewalt gegen die Anhänger des gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya". Zugleich warf die Interamerikanische Menschenrechtskommission Micheletti Methoden vor, die an "die unheilvolle Vergangenheit" südamerikanischer Militärdiktaturen erinnerten.

Sondersitzung des Weltsicherheitsrats gefordert

Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zur Krise in Honduras. Wie Lula in New York erklärte, sicherte er Zelaya per Mobiltelefon seine Unterstützung zu. Zugleich habe er ihn gebeten, nichts zu unternehmen, was die Lage in Tegucigalpa verschärfen könnte.

Elvin Santos, Spitzenkandidat für die kommenden Präsidentenwahlen und ehemaliger Vizepräsident unter Zelaya, kritisierte dessen Rückkehr scharf. Dieser wolle die für November geplanten Wahlen sabotieren: "Nicht das Volk will keine Wahlen, sondern die Gruppe um Zelaya." Santos rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Abstimmung anzuerkennen. Sie sei ein Ausweg aus der Krise.

Zelaya war am 28. Juni von der Armee gestürzt und ausgeflogen worden. Das honduranische Parlament wählte Micheletti zum Übergangspräsidenten. Er ist international nicht anerkannt. Micheletti wirft Zelaya Verfassungsbruch vor und kündigte in der Vergangenheit mehrfach an, ihn bei einer Rückkehr ins Land vor Gericht zu stellen. Zelaya hatte seit seinem Sturz zwei Mal erfolglos versucht, ins Land zurückzukehren.

epd