Holunder, die trendige Allzweck-Frucht

Holunder, die trendige Allzweck-Frucht
Der Holunder ist etwas in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht. Die Pflanze verfügt über heilende Kräfte und lässt sich gut zu Saft oder Gelee verarbeiten. Die guten Kräfte der Beeren waren schon in der Antike bekannt. Und bei den Germanen galt der Holunderbusch als Wohnort der Schutzgeister.
17.09.2009
Von Darijana Hahn

Die heilende Wirkung ist beachtlich: Holundersaft wirkt fiebersenkend, blutreinigend, abführend und regenerierend. Sambucus nigra, der schwarze Holunder, schon in der Antike als Heilpflanze bekannt, war jahrzehntelang in Vergessenheit geraten. Doch nun entwickelt er sich zum Trendgetränk. Aus den vitaminreichen Beeren, die derzeit reifen, lassen sich Saft und Gelee machen, die Blüten im Frühsommer geben Hollersekt und -limonade.

"Man weiß langsam wieder, wie der Holunder gut tut", urteilt Loni Geigle, die als sogenannte Biosphärenbotschafterin regelmäßig Touristenführungen durch das Biosphärengebiet der Schwäbischen Alb macht. "Bei uns in der bäuerlichen Gegend wurde der Holunder sehr verehrt", sagt Geigle und zitiert die Volksweisheit: "Vor jedem Holunder ziehe den Hut, vor jedem Wacholder knie nieder!" Der Holunderbusch galt den Germanen als Wohnort der Schutzgeister und war der Hausgöttin Holla geweiht.

Um ihn ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. Dem Holunderbusch wurde beispielsweise nachgesagt, "negative Energien, Unglück und Krankheit zu bannen", wie Geigle erklärt. Deswegen sei der Holunderbusch am Haus so was wie der "gute Hausgeist" gewesen, der Haus und Hof vor Unheil bewahrte. Aus diesem Grunde durfte auch niemals ein Holunderstrauch gefällt werden, der oft das ganze Leben eines Menschen begleitete.

Der Reim "Ringel, ringel reihe, sind wir Kinder dreie, sitzen unterm Hollerbusch, machen alle husch, husch, husch" verweist in die Kindertage. Unzählige Titel von Romanen sowie Märchen- und Gedichtsammlungen, die "Holunder" im Namen tragen, sind Beleg für die Bedeutung des Holunderstrauches, am berühmtesten das Märchen von Frau Holle.

Während Holundersaft, in Norddeutschland Fliederbeerensaft genannt, meist nur in Hof- oder Naturkostläden zu kaufen ist, hat der Getränkehersteller Bionade den Holunder ganz bewusst ins Programm genommen. "Holunder ist eine vergessene Frucht, die für Gutes und Althergebrachtes steht", erklärt Pressesprecherin Stefanie Kaniuth. Insgesamt seien Holunder-Getränke aber noch "eine Randerscheinung", sagt Sepp Gail, Vorsitzender des Verbandes des Deutschen Getränke-Einzelhandels.

Loni Geigle ist indes davon überzeugt, dass sich immer Menschen auf die Beeren des Holunderstrauchs besinnen werden. "Mit Holundersaft im Haus muss man nicht immer gleich zur Apotheke laufen."

epd