Erstes Todesopfer nach Favela-Besetzung in Rio

Erstes Todesopfer nach Favela-Besetzung in Rio
Gut eine Woche nach der militärischen Besetzung eines Armenviertels in Rio de Janeiro haben Soldaten einen Bewohner erschossen.

Der 18-Jährige sei am Samstag bei einem Schusswechsel in der Favela Maré nach einer Personenkontrolle getötet worden, erklärte die Armee brasilianischen Medienberichten zufolge. Sein ebenfalls bewaffneter Begleiter sei geflüchtet.

Bereits am Freitag wurde nach Armeeangaben ein Jugendlicher von Soldaten angeschossen. Bewohner der Maré reagierten mit einer Protestdemonstration auf den Todesfall und blockierten mehrere Durchgangsstraßen. Während der Proteste für bessere öffentliche Dienstleistungen anlässlich des Confederations-Cup in vergangenen Juni hatte die Polizei bei einem Einsatz in der Maré neun Bewohner erschossen.

Menschenrechtler kritisieren Militarisierung der Armenviertel

Die Armee unterstützt die Polizei bei der Befriedung des weitläufigen Armenviertels, in dem über Hunderttausend Menschen leben. Erst nach Ende der Fußball-Weltmeisterschaft sollen die über 2.500 Infanteristen und Fallschirmjäger das Gebiet zwischen dem Flughafen und dem Stadtzentrum verlassen. Es war das erste Mal, dass ein Armeesoldat bei einem Inlandseinsatz in Rio de Janeiro tödliche Schüsse abgab.

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Seit 2008 sind knapp 40 Favelas in Rio von der Polizei besetzt und mit einer Befriedungspolizei (UPP - Unidade de Polícia Pacificadora) ausgestattet worden. Damit soll die Vorherrschaft von Drogenbanden in den Armenviertel im Vorfeld der Fußball-WM und der Olympischen Spiele 2016 gebrochen werden. Nach anfänglichen Erfolgen des Befriedungsprogramms kommt es jedoch seit einem Jahr immer wieder zu Schießereien. Elf UPP-Beamte sind allein in den vergangenen neun Monaten erschossen worden.

Menschenrechtler und viele Bewohner kritisieren die zunehmende Militarisierung der Armenviertel. Beklagt werden willkürliche Übergriffe der Uniformierten und fehlende Mitsprache der Betroffenen beim Sicherheitskonzept. Auch die Bereitstellung von Sozialleistungen, Gesundheitsposten und besserer urbaner Infrastruktur komme nur schleppend voran.