Grimme-Preis für Dokumentarfilm über Sexualstraftäter

Grimme-Preis für Dokumentarfilm über Sexualstraftäter
Der 90-minütige Dokumentarfilm von Autorin und Regisseurin Katrin Bühlig und Produzentin Dagmar Biller über drei Täter ermögliche "einen Blick in eine uns sonst verschlossene Welt", befand die Jury.

Der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, lobt die Qualität der Fernsehproduktionen des vergangenen Jahres. "Die deutschen Spielfilme im Fernsehen brauchen sich vor nichts und niemand zu verstecken, auch nicht vor US-Serien", sagte Kammann am Mittwoch bei der Vorstellung der diesjährigen Grimme-Preisträger in Düsseldorf. Insgesamt werden am 4. April in Marl in den Wettbewerbskategorien Fiktion, Information & Kultur sowie Unterhaltung zwölf TV-Sendungen mit den Fernsehpreisen ausgezeichnet. Dabei dominieren wie immer die öffentlich-rechtlichen Sender, ein Preis geht an den Privatsender ProSieben.

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Ein Grimme-Preis geht an den Dokumentarfilm "Restrisiko" über Sexualtäter im Maßregelvollzug, für den die Autorin und Regisseurin Katrin Bühlig sowie die Produzentin Dagmar Biller ausgezeichnet werden. Der 90-minütige Film über drei Täter ermögliche "einen Blick in eine uns sonst verschlossene Welt", befand die Jury. Bühlig, die nach der Ausstrahlung des Films auch zahlreiche ablehnende Briefe von Zuschauern erhalten hatte, sagte am Mittwoch, ihr sei es darauf angekommen, "die Menschen hinter der Tat zu zeigen und erkennbar werden zu lassen". 

Auch die in der Kategorie Fiktion mit einem Preis bedachte WDR-Produktion "Tod in Eberswalde" beschäftigt sich mit einem Sexualstraftäter. Erwin Hagedorn tötete in den 60er und 70er Jahren in der DDR drei Kinder, der Film erzählt die Geschichte der schleppenden Aufklärung des Falls. Der Schauspieler Florian Panzer, der als Darsteller des Stasi-Majors Stefan Witt ausgezeichnet wird, sagte, der Film habe "nicht alles erklären" können, aber er habe einen Ausschnitt gezeigt.

Einzige Privatsender-Auszeichung für Joko und Klaas

Zu den weiteren Preisträgern im Bereich Fiktion gehört das Dokudrama "Eine mörderische Endscheidung (NDR/ARTE) über den Bombenangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan im September 2009 und seine Folgen. Auch der Tatort "Angezählt" (RBB/ORF) über den Tod einer Bulgarin im Wiener Prostituiertenmilieu, der Film "Grenzgang" (WDR/NDR) und die Serie "Zeit der Helden (SWR/ARTE) bekommen Grimme-Preise. Die ausgewählten Beiträge zeigten, "dass auch und gerade über intensives fiktionales Erzählen bedrängende gesellschaftliche Fragestellungen und existenzielle Situationen in glaubwürdiger Verdichtung dargestellt werden können", betonte Kammann.

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Neben der Dokumentation "Restrisiko" wird im Bereich Information und Kultur auch die satirische Reportagereihe "Sonneborn rettet die Welt" (ZDF/ZDFneo) des früheren "Titanic"-Chefredakteurs Martin Sonneborn geehrt. Weitere Auszeichnungen gehen an die Reportage "Betongold" (RBB/ARTE) über den Verkauf eines Berliner Mietshauses und die Produktion "Work hard, play hard" (ZDF/ARTE) über die von ständigem Optimierungsdenken gekennzeichnete Arbeitswelt. Der NDR-Film "The Voice of Peace" über den Friedensaktivisten Abie Nathan erhält neben dem Grimme-Preis auch noch den Publikumspreis der Marler Gruppe. 

Die einzige Auszeichnung für einen Privatsender geht im Bereich Unterhaltung an Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf für die Konzeption und Moderation der Late-Night-Show "Circus HalliGalli" (ProSieben). Diese Sendung ist nach Einschätzung der Jury "die beste und wichtigste Wundertüte" in der deutschen Fernsehunterhaltung.

Die Verleihung der 50. Grimme-Preise findet am 4. April im Theater der Stadt Marl statt. Die Preisverleihung wird an diesem Tag ab 19 Uhr live bei 3sat gesendet.