TV-Tipp des Tages: "Ein starkes Team: Alte Wunden" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Ein starkes Team: Alte Wunden" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Ein starkes Team: Alte Wunden", 15. März, 20.15 Uhr im Zweiten
Eine geschickt konstruierte Geschichte, ein auch im Detail überzeugendes und handlungsreiches Drehbuch, eine sorgfältige Inszenierung: "Alte Wunden" ist zu spannend, um komisch zu sein.

Der Beitrag des ausgesprochen krimiversierten Autors und Regisseurs Thorsten Näter zur ZDF-Samstagsreihe "Ein starkes Team" fällt zwar nicht völlig aus dem Rahmen, ist aber dennoch ungewöhnlich. Das liegt auch an der konsequent düsteren Umsetzung seines eigenen Drehbuchs. Schon der von wuchtiger Musik untermalte Einstieg setzt ein akustisches Zeichen. Bieten die Filme mit dem Berliner Ermittler-Ensemble sonst oft harmlos-heitere Unterhaltung für die ganze Familie, ist "Alten Wunden" von anderem Kaliber. Dass die Musik (Axel Donner) an das Leitmotiv der "Bourne"-Filme erinnert, ist selbstredend kein Zufall: Sie ist ein erster subtiler Hinweis darauf, dass man die nun folgende Geschichte auch ganz anders sehen kann.

Späte Rache

Der Film beginnt mit der Entlassung von Gerhard Brock (Christian Berkel). Der Mann ist wegen Missbrauchs und Ermordung seiner Stieftochter zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt worden, hat aber stets seine Unschuld beteuert. Nun will er offenbar alle töten, die an seiner Verurteilung beteiligt waren. Als erstes stirbt ein Mann, der gegen ihn ausgesagt hat. Zweites Opfer ist der damalige Leiter der Ermittlungen, und schließlich erwischt es auch beinahe Reddemann (Arnfried Lerche), den Chef von Verena Berthold (Maja Maranow) und Otto Garber (Florian Martens): An seinem Auto sind die Bremsschläuche durchgeschnitten worden. Als sich Verena mit dem alten Fall befasst, stößt sie auf allerlei Ungereimtheiten, und Reddemann muss einräumen, dass die Indizienlage ziemlich dünn war; Brock ist erst dank fragwürdiger Ermittlungsmethoden überführt worden.

Die kriminalistische Qualität von Näters Geschichte liegt vor allem in der Spiegelung der Handlung: die Ereignisse scheinen sich zu wiederholen. Dass der zunächst überzeugend als Schwerverbrecher eingeführte Brock kein durch und durch schlechter Mensch sein kann, zeigt sich spätestens beim Aufeinandertreffen mit seiner Tochter (Jördis Richter); dabei ist Christian Berkel in der Rolle des vermeintlichen Killers durchaus reizvoll. Ohnehin durfte Näter den Film auch in kleinen Rollen prägnant besetzen, darunter Oliver Wnuk als früheren Mithäftling Brocks, Hans-Michael Rehberg als Kriminalrat a.D. und Martin Brambach als Brocks besten Freund. Ein Fehlgriff war allerdings Ann-Kathrin Kramer. Sie spielt Brocks nach dem Tod der Tochter in den Suff abgerutschte Ex-Frau, teilt aber das Schicksal vieler Kolleginnen und Kollegen, die auch schon daran gescheitert sind, Menschen aus prekären Verhältnissen glaubwürdig zu verkörpern.

Angesichts der todernsten Handlung hätten die üblichen Comedy-Elemente der Reihe deplatziert gewirkt, weshalb Näter fast völlig auf diese Ebene verzichtet; Ex-Kollege Sputnik (Jaecki Schwarz), der sein Geld diesmal mit Essen auf Rädern verdient, hat daher nur zwei kurze Auftritte. Auch die gerade in den Ensembleszenen sehr durchdachte Bildgestaltung (Achim Hasse) steht ganz im Dienst der Geschichte. Am Ende zaubert Näter zwei Überraschungen aus dem Hut. Der Clou des Films ganz am Schluss ist in der Tat unerwartet, aber die erste Wendung, mit der das Drehbuch den letzten Akt einleitet, ist für versierte Krimifilmfans dank der völlig unoriginellen Besetzung der entsprechenden Rolle alles andere als verblüffend.