Ministerpräsident Weil: Rassismus ist Alltag in Deutschland

Ministerpräsident Weil: Rassismus ist Alltag in Deutschland
Zum bundesweiten Auftakt der Internationalen Wochen gegen Rassismus haben sich Politiker und Prominente gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland gewandt.

"Rassismus reicht hierzulande bis tief in die gesellschaftliche Mitte", sagte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Montag in Hannover bei der zentralen Eröffnungsfeier. "Es besteht in Deutschland leider Anlass für solche Wochen."

Sportplätze und Discotüren

Besonders für viele junge Migranten seien Rassismus und Diskriminierung gewohnte Erfahrungen, kritisierte Weil, der auch amtierender Bundesratspräsident ist. "So etwas ist Alltag auf Sportplätzen und an Discotüren." Auch bei der Arbeitssuche müssten Migranten immer wieder feststellen, dass Bewerber mit deutschen Namen größere Chancen auf Arbeitsplätze hätten. Eine Lösung hierfür könnten etwa anonyme Bewerbungsverfahren sein.

###mehr-artikel###Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), erhob die Forderung, Polizei und Justiz müssten sich stärker für Migranten öffnen. Der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, warnte besonders vor Rassismus auf der Amateurebene des Fußballs: "Manch ein Rassist macht sich im sportlichen Ehrenamt unverzichtbar."

Jürgen Miksch, Vorsitzender des Interkulturellen Rates in Deutschland, lobte das wachsende Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit. "Immer mehr Menschen erkennen, dass Rassismus Realität ist, und stellen sich dem entgegen." Langsam verfestige sich eine positive Einstellung gegenüber ethnischer Vielfalt. "Anti-Rassismus muss künftig zum Deutschlandbild gehören wie Goethe, Beethoven und Fußball", forderte Miksch.

"Vielzahl von Ausgrenzungen"

Das Deutsche Kinderhilfswerk kritisierte unterdessen die Diskriminierung von Flüchtlingskindern. Kinder von Asylsuchenden müssten mit einer Vielzahl von Ausgrenzungen aufgrund bestehender Gesetze leben, erklärte Kinderhilfswerk-Präsident Thomas Krüger in Berlin. So gelte für viele Flüchtlingskinder im Gesundheitswesen die Sonderregelung des Asylbewerberleistungsgesetzes, nach der nur bei akuten Schmerzzuständen medizinische Leistungen erbracht werden. Das Hilfswerk kritisierte auch Defizite bei der Umsetzung der Schulpflicht für Flüchtlingskinder. Diese bräuchten zudem besondere Fördermaßnahmen und Unterstützung bei der Integration in das Schulsystem.

###mehr-links###Bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus finden bis zum 21. März bundesweit mehr als 1.000 Veranstaltungen zum Jahresthema "Anerkennen statt Ausgrenzen" statt. Viele befassen sich mit dem Rechtsextremismus und den anstehenden Europawahlen. Neu ist das Projekt "Muslime laden ein". Am 21. März wird der UN-Tag gegen Rassismus begangen. Aus diesem Anlass finden in Moscheen öffentliche Mittagsgebete statt, nach denen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sprechen. Erstmalig lädt Staatsministerin Özoguz anlässlich des UN-Tages zu einem Empfang ins Bundeskanzleramt ein.

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus gehen zurück auf einen Beschluss der UN-Vollversammlung im Jahr 1966. In Deutschland werden sie vom Interkulturellen Rat in Darmstadt koordiniert.