Hengsbach kritisiert Sozialwort als "erhaben teilnahmslos"

Hengsbach kritisiert Sozialwort als "erhaben teilnahmslos"
Der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach hat sich enttäuscht über das Sozialwort der Kirchen geäußert. Der Text sei eine "Ohrfeige" gegenüber dem gemeinsamen Sozialwort aus dem Jahr 1997 und dem Schreiben von Papst Franziskus zu dem Thema, sagte Hengsbach am Freitag im Deutschlandfunk.

Es handele sich um ein Papier der bildungsbürgerlichen Kirchenleitungen, nicht der Kirchen. "Die kirchlichen Eliten suchen den Schulterschluss mit den wirtschaftlichen und politischen Eliten. Das ist ihnen wirklich gelungen", kritisierte der frühere Leiter des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik. Das Papier sei "ein Spiegel der großen Koalition bei den großen Kirchen".

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Das Sozialwort sei "erhaben teilnahmslos" und spiegele das saturierte Milieu derer, die es geschrieben hätten. "Das ist ein Blick von einem anderen Stern auf die gesellschaftliche Lage." So ignorierten die Kirchen, dass der öffentlichen Verschuldung eine "ungeheure private Vermögensanhäufung" gegenüberstehe. Eine mögliche Umverteilung von oben nach unten sei gar nicht thematisiert worden, sagte Hengsbach weiter. Zugleich bescheinigte er dem Text einen Mangel an ethischer Reflektion.

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Die "verbale Sozialinitiative" hinke der gesellschaftlichen Diskussion hinterher. Wer bestreite denn heute noch, dass die Finanzmärkte reguliert und das Ziel wirtschaftlichen Handelns nicht die Gewinnmaximierung um jeden Preis sei, fragte der Sozialethiker. Papst Franziskus habe diejenigen in den Blick genommen, die am Rande stünden wie prekär Beschäftigte oder alte Menschen in Armut. Dagegen sei das kirchliche Sozialwort "weichgespült".