Reporter ohne Grenzen veröffentlicht Rangliste der Pressefreiheit

Reporter ohne Grenzen veröffentlicht Rangliste der Pressefreiheit
Journalisten haben nach einer Analyse von Reporter ohne Grenzen (ROG) in vielen Ländern zunehmende Schwierigkeiten mit den Sicherheitsbehörden.

Diese Entwicklung habe sogar traditionsreiche Demokratien erfasst, erklärte die Organisation bei der Vorlage der jährlichen "Rangliste der Pressefreiheit" in Berlin. ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske sagte, selbst Staaten wie die USA und Großbritannien rückten investigative Journalisten und ihre Hinweisgeber "mittlerweile in die Nähe des Terrorismus".

"Dass Länder mit einer langen Tradition freier Medien in ähnliche Sicherheitsreflexe verfallen wie Diktaturen, ist unerträglich", fügte Rediske hinzu. Dies mache nicht zuletzt all jenen kritischen Journalisten das Leben schwer, die in autoritären Staaten ihre Freiheit und Gesundheit aufs Spiel setzten.

Menschenrechtsbeauftragter beunruhigt über einige EU-Staaten

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer (SPD), nannte die von Reporter ohne Grenzen veröffentlichte Rangliste einen "Appell an alle Regierungen, in ihrem Land die Freiheit der Presse sowie den Schutz von Journalisten zu gewährleisten". Selbst EU-Länder wie Bulgarien und Griechenland, die auf der Rangliste massiv abgewertet wurden, zeigten, dass die Pressefreiheit "in vielen Ländern der EU nicht gewährleistet ist".

Die ROG-Rangliste vergleicht die Situation der Medien in 180 Staaten und Regionen im Zeitraum von Dezember 2012 bis Mitte Oktober 2013. An der Spitze der Rangliste stehen wie schon in den vergangenen Jahren west- und nordeuropäische Länder, konkret Finnland, die Niederlande und Norwegen. Schlusslichter sind weiterhin Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan.

###mehr-artikel###

Deutschland verbesserte sich um drei Plätze auf Rang 14 und nimmt damit auch in Europa einen Platz im oberen Mittelfeld ein. Allerdings sei auch hierzulande verstärkt sichtbar geworden, wie sehr Journalisten im Visier in- und ausländischer Sicherheitsbehörden stünden. Als Beispiele führte ROG unter anderem die jahrelange Überwachung mehrerer Journalisten durch den niedersächsischen Verfassungsschutz und die wiederholte Beschlagnahmung von Recherchematerial an.

Auch gelange die Presse oft nur schwer an Behördenauskünfte. Mehrfach erhielten Journalisten zudem Drohungen von Neonazis, Salafisten oder aus dem Umfeld von Kriminellen. Durch Schließungen, Übernahmen und Zusammenlegungen von Redaktionen sinke die Vielfalt der Presse weiter, hieß es.

Abwärts ging es demgegenüber für Großbritannien (Platz 33, 3 Plätze schlechter als bisher), die USA (Platz 46, minus 13 Plätze) und Japan (Platz 59, minus fünf Plätze). Innerhalb Europas verschlechterte sich die Lage vor allem in Griechenland, das innerhalb von fünf Jahren um 50 Plätze auf Platz 99 in der Rangliste abrutschte. Aber auch in Ungarn habe sich die Situation weiter verschlechtert (Platz 64). Schlusslicht in Europa war Bulgarien (Platz 100).

Außerhalb Europas verblieben auf hinteren Plätzen die Türkei (Platz 154) und Russland (Platz 148). Unverändert blieb die Ukraine auf Platz 127. Auch im Nahen Osten und Nordafrika machte ROG keinerlei Fortschritte für die Pressefreiheit aus, etwa in Ägypten (Platz 159), Syrien (177), Tunesien (133) und dem Iran (173). Für China ging es einen weiteren Platz nach unten auf Rang 175.

Absteiger des Jahres ist die Zentralafrikanische Republik, die sich binnen Jahresfrist um 43 Plätze auf Rang 109 verschlechterte. Den größten Sprung nach oben machten dagegen Ecuador (Platz 95) und Panama (87) mit jeweils 25 Plätzen.