"Wir sind nicht klug. Wir können es aber gemeinsam werden"

Kirchentags-Präsident Andreas Barner, Generalsekretärin Ellen Ueberschär und Landesbischof Frank Otfried July  präsentieren das Motto.
Foto: epd-bild/Gerhard Bäuerle
Kirchentags-Präsident Andreas Barner, Generalsekretärin Ellen Ueberschär und Landesbischof Frank Otfried July präsentieren das Motto.
"Wir sind nicht klug. Wir können es aber gemeinsam werden"
Der Deutsche Evangelische Kirchentag 2015 in Stuttgart steht unter dem Motto "damit wir klug werden". Diese Losung gab das Kirchentagspräsidium in der baden-württembergischen Landeshauptstadt am Montag bekannt.
03.02.2014
epd/kirchentag.de

Das Bibelzitat ist ein Gebet aus Psalm 90, Vers 12 und heißt vollständig: "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden." In dem Psalm, der Mose zugeschrieben wird, geht es um die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.

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Die Generalsekretärin des Kirchentages, Ellen Ueberschär, sieht in dem Psalmwort die Bitte, das Leben und das "Zählen der Tage" beigebracht zu bekommen. Quelle der Klugheit sei der Glaube an Gott. "Ein Ja zu Gott ist ein Ja zum Leben, das endlich ist und darum klug gelebt werden will." Die Losung sei demnach keine arrogante Empfehlung der Gebildeten an alle anderen, sondern ermuntere zu protestantischer Selbstkritik. "Wir sind nicht klug. Wir können es aber gemeinsam werden."

Kirchentagspräsident Andreas Barner, Vorsitzender der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim, sagte, die Losung fordere Antworten auf aktuelle Fragen zu Migration, Bildung und Gerechtigkeit. Beim Kirchentag solle zudem über kluges Wirtschaften gesprochen werden. "Unsere Tage sind gezählt, also ist es besonders wichtig, dass wir uns auf die Langfristigkeit ausrichten, denn fast alles wird ja nach uns weiter vorankommen – auch ohne uns", sagte Barner. Nachhaltiges Denken und "kluges" Wirtschaften würde sich als Thema gerade für einen Kirchentag in Stuttgart, wo es viele Groß- und Familienunternehmen gibt, aufdrängen.

Vom Ende her denken

Der Bischof der gastgebenden Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, sagte, klug zu werden, bedeute zu wissen, dass das Leben von Gott komme und zu Gott gehe. Das sei angesichts der aktuellen Debatte zur Sterbehilfe ein wichtiger Hinweis. Die Kirchentags-Losung stehe zudem für Unterbrechungen, sagte July: "Sie fordert uns auf, in unserem Leben, in den Routinen, im täglichen Hamsterrad und auf der Überholspur einen Gang – oder mehrere – zurückzuschalten. Uns und unser Leben zu befragen. Letztes und Vorletztes zu unterscheiden und deshalb auch vom Ende her, also im besten Sinne nachhaltig zu denken."

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Zusammen mit der Losung hat das Präsidium zum Kirchentag 2015 biblische Texte für Gottesdienste und Bibelarbeiten festgelegt. Die Textpassagen greifen den Gedanken des weisen Handelns aus der Losung in unterschiedlichen Kontexten auf. So wird der Schlussgottesdienst unter der Überschrift "Ein weises, hörendes Herz" (1. Könige 3, 5-15) stehen, und das Feierabendmahl am Freitag unter dem Motto "Haltet euch nicht selbst für klug" (Römer 12, 9-16). In den Bibelarbeiten wird das Verhältnis der Klugheit zur Arbeit, zur Finanzwirtschaft und zu klugem ökonomischen Handeln in Beziehung gesetzt.

Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart statt. Die baden-württembergische Landeshauptstadt war schon 1952, 1969 und 1999 Gastgeberin des Kirchentages. Zu dem Protestantentreffen, das alle zwei Jahre an wechselnden Orten ausgerichtet wird, werden über 100.000 Dauerteilnehmer erwartet.