Vorerst keine Lebenskunde in Nordrhein-Westfalen

Vorerst keine Lebenskunde in Nordrhein-Westfalen
Humanistischer Verband zieht Klage zurück
Ein Fach Lebenskunde wird es an den Schulen in Nordrhein-Westfalen vorerst nicht geben. Der Humanistische Verband zog am Dienstag seine Klage für die Zulassung des weltanschaulichen Unterrichtsfachs vor dem Oberverwaltungsgericht Münster zurück.

Die Veröffentlichung von Mitgliederdaten verstoße gegen die Prinzipien des Verbandes, begründete der Verband. Für eine mögliche Einführung eines Pflichtunterrichtsfaches wären jedoch Angaben über die Zahl der betroffenen Schüler nötig gewesen. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) begrüßte die Entscheidung des Verbandes. (Az: 19 A 496/11)

###mehr-artikel###Der Vorsitzende Richter Bernd Kampmann verwies auf das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2005 über den islamischen Religionsunterricht. Das Gericht habe damals ausgeführt, dass für die Einrichtung eines ordentlichen Lehrfachs festgestellt werden müsse, für wie viele Mitglieder ein dauerhafter Unterricht gewährleistet werden müsse. Das Schulgesetz des Bundeslandes schreibt für die Einführung eines solchen Faches eine Klassenstärke von mindestens zwölf Schülern vor.

Der Richter ergänzte: Das Gericht kenne weder Zahlen der Mitglieder noch der Schüler. Der Verzicht auf eine Urteilssprechung ermöglicht es dem Verband nun, einen neuen Antrag auf Zulassung des Lehrfachs an Schulen in Nordrhein-Westfalen zu stellen. "Wir werden mit Sicherheit einen weiteren Anlauf nehmen", kündigte Springfeld an. Der Verband wolle abwägen, inwieweit er den Forderungen des Gerichts nachkommen könne: "Wir müssten ein Stück unserer Weltanschauung ändern."

Ministerin: Bestehende Angebote reichen aus

Schulministerin Löhrmann hält hingegen die bestehenden Angebote für ausreichend. Nordrhein-Westfalen habe ein breites Unterrichtsangebot, das neben dem Religionsunterricht der verschiedenen Glaubensrichtungen auch Philosophie umfasse. Die Einführung eines humanistischen Weltanschauungsunterrichtes war im Jahr 2007 von der damaligen schwarz-gelben Regierung in Nordrhein-Westfalen abgelehnt worden. Auch das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte im Jahr 2011 dagegen entschieden.

Der Humanistische Verband Deutschlands versteht sich als Interessensvertretung von "religionsfreien" Menschen und bietet Dienstleistungen für Konfessionslose an: etwa das Namensfest als Gegenentwurf zur Taufe oder die Jugendfeier als Alternative zu Konfirmation oder Firmung. Das Schulfach Humanistische Lebenskunde gibt es nach Angaben des Verbandes derzeit in Berlin, Brandenburg und Bayern. Der Verband zählt rund 55.000 Schüler, die das Fach belegt haben.