Müntefering: Debatte über Legalisierung der Sterbehilfe "hochgefährlich"

Müntefering: Debatte über Legalisierung der Sterbehilfe "hochgefährlich"
Der SPD-Politiker Franz Müntefering lehnt eine Zulassung aktiver Sterbehilfe ab.

"Wir sollten überlegen, wie wir die Liebe und den Mut zum Leben stärken können", sagte Müntefering am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Die aktuelle Diskussion um eine Legalisierung der Sterbehilfe, auch für nicht todkranke Menschen, sei "hochgefährlich" und verberge "Abgründe".

###mehr-artikel###

Der frühere Vizekanzler und Sozialminister sprach sich für einen Ausbau der Palliativmedizin und der Hospizarbeit aus: "Darauf sollten wir setzen." Auch sei es heute möglich, durch Patientenverfügungen selbst mitzuentscheiden, was in der letzten Lebensphase geschehen solle.

Die Forderung, selbst über das Lebensende entscheiden zu dürfen, wies der 73-jährige Katholik zurück. Hinter die Maxime "Mein Tod gehört mir" setze er ein Fragezeichen, sagte Müntefering: "Wir sind alle aufeinander angewiesen." Daher müsse sich jeder überlegen, was er anderen mit einem Suizid antue. Sterben gehöre zum Leben dazu: "Für die, die gehen, und die, die bleiben, ist wichtig, wenn man es miteinander erlebt."

Für diejenigen, die sterben wollten, sei die Einsamkeit heute das größte Problem: "Die Menschen sind verzweifelt - nicht weil sie Schmerzen haben, dafür gibt es die Palliativmedizin - sondern weil sie einsam sind." Müntefering war im Herbst 2007 als Vizekanzler und Bundesminister zurückgetreten, um seine krebskranke Ehefrau Ankepetra (1946-2008) zu pflegen.

Die Debatte um Sterbehilfe war neu entflammt, nachdem Prominente öffentlich gefordert hatten, ein selbstbestimmtes Lebensende zu ermöglichen. Zuletzt plädierte Ex-MDR-Indentant Udo Reiter dafür. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) indes will jede geschäftsmäßige Hilfe zur Selbsttötung unter Strafe stellen.