Beckstein: Evangelische Kirche in Glaubensfragen ungewiss

Beckstein: Evangelische Kirche in Glaubensfragen ungewiss
Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) blickt mit Unbehagen auf den Kurs der evangelischen Kirche. Sie habe in den vergangenen zehn Jahren rund 2,5 Millionen Mitglieder verloren, doch sie mache sich keine Gedanken über den Mitgliederrückgang, kritisierte der Protestant Beckstein im Interview mit der Zeit-Beilage "Christ & Welt".

In der evangelischen Kirche werde "über unendlich viele Themen gesprochen, aber nicht über die Gründe für den Schwund", ergänzte der Politiker. "Das beunruhigt mich." In der Politik gehe es um Zweckmäßigkeiten, in der Kirche sollte dagegen über Wahrheiten geredet werden. Ihn wundere, dass die evangelische Kirche bei vielen politischen Fragen eine eindeutige Meinung habe, hingegen bei religiösen Fragen "schrecklich ungewiss" sei. "Es müsste umgekehrt sein", sagte Beckstein.

###mehr-artikel###Konservative haben es dem CSU-Politiker zufolge in kirchlichen Führungspositionen schwer: "In der Synode der EKD bin ich als Mitglied der CSU ein Exot." Da gebe es eine große rot-grüne Mehrheit. Der CSU-Politiker war vor drei Wochen bei der Wahl zum Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gescheitert. Er habe sich darüber geärgert, aber wer sich zur Wahl stelle, müsse auch verlieren können, sagte Beckstein. Er ist weiterhin Vizepräses des Kirchenparlaments.

Beckstein bekräftigte seine Kritik an der umstrittenen Orientierungshilfe der evangelischen Kirche zu Partnerschaft und Familie. Der Vorrang von Ehe und Familie komme darin zu kurz. Das Papier sei misslungen und habe die Kirchenbindung "gelockert statt gefördert". Bis heute rede sich "die Kirche die Kritik schön". Die späteren Bekenntnisse zu Ehe und Familie bewirkten nichts mehr, "so wie einem falsch geknöpften Hemd kein aufgesetzter Flicken hilft".