Tonbandmitschnitt von Frankfurter Auschwitz-Prozess ist online

Tonbandmitschnitt von Frankfurter Auschwitz-Prozess ist online
Der Tonbandmitschnitt des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses ist ab sofort im Internet verfügbar.
07.10.2013
evangelisch.de

Anlässlich des 50. Jahrestags des Prozessbeginns haben das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden und das Frankfurter Fritz-Bauer-Institut den 430-stündigen Mitschnitt der Zeugenvernehmungen in der "Strafsache gegen Mulka u.a." online gestellt.

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Die 103 Tonbänder mit den Aussagen von 318 Zeugen, davon 181 Auschwitz-Überlebende, seien ein "herausragendes historisches Zeugnis", sagte der Leiter des Hauptstaatsarchivs, Klaus Eiler, bei der Präsentation am Montag in Frankfurt. Am 20. Dezember 1963 begann der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess.

Elfstündige Urteilsbegründung online abrufbar

Der gesamte Audio-Mitschnitt samt den Transkriptionen in zwei Formaten (html- und pdf-Format) sind über die Website zugänglich. Zu hören sind dort die Stimmen der Opfer, die die Verbrechen von Auschwitz bezeugen, sowie die Ausflüchte der SS-Zeugen und die Einlassungen der Angeklagten, die alle Mitverantwortung an den Gräueltaten leugnen. Verfügbar sind auch das Plädoyer von Staatsanwalt Joachim Kügler, die Schlussvorträge von zehn Verteidigern, die elfstündige Urteilsbegründung des Gerichtsvorsitzenden Hans Hofmeyer sowie eine Reihe von Texten und Materialien. 

Der Archivleiter des Fritz-Bauer-Instituts, Werner Renz, wertete es als Glücksfall, dass die ursprünglich zur "Stützung des Gedächtnisses des Gerichts" angefertigten Tonbandmitschnitte nach der Urteilsverkündung nicht vernichtet wurden. Die Archivierung der Bänder bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts Frankfurt sei einem Erlass des damaligen hessischen Justizministers Lauritz Lauritzen (SPD) vom September 1965 zu verdanken. Die Mitschnitte seien 1988 wieder aufgefunden und ein Jahr später dem Hauptstaatsarchiv zur Verwahrung übereignet worden.