Sozialethiker Dabrock verteidigt EKD-Familienpapier

Sozialethiker Dabrock verteidigt EKD-Familienpapier
Der evangelische Sozialethiker Peter Dabrock hat das umstrittene Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegen Kritik verteidigt.
26.09.2013
epd
Rainer Clos

Er ermutige die Kirche, den mit der Orientierungshilfe eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen und nicht "kleingläubig" in alte Rollen- und Lebensformenmuster zurückzufallen, weil dies bestimmten Gruppen inner- und außerhalb der Kirche forderten, sagte der Theologieprofessor in einem epd-Gespräch. "Insgesamt ist die Richtung völlig richtig."

In dem Papier mit dem Titel "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit" fordert der Rat der EKD, alle Familienformen zu stärken, und schließt dabei auch Patchworkfamilien und homosexuelle Partnerschaften ein. Prominente Protestanten wie auch Katholiken kritisierten den Text, weil er in ihren Augen die traditionelle Ehe zwischen Mann und Frau entwertet und die Ökumene belastet. Hingegen argumentierte Dabrock, der Familientext sei bibel- und schrifttreu. Biblische Aussagen zur Familie und Ehe seien vielfältig und nicht eins zu eins auf die Gegenwart zu übertragen.

Mit einem theologischen Symposium in Berlin will die Evangelische Kirche in Deutschland an diesem Samstag die Diskussion über das Familienpapier fortsetzen. Vier evangelische Theologieprofessoren sollen dabei die Bedeutung der Ehe als Leitbild und die entsprechenden biblischen Grundlagen erörtern.

Die kleingläubigen, mutlosen Verlustängste brechen auf

Die Debatte über das Familienpapier habe Wichtiges, aber auch "Dunkles und Trübes" an die Öffentlichkeit gebracht, sagte Dabrock. Manche kritischen Einwände legten den Eindruck nahe, dass nicht biblische Theologie und theologische Ethik, sondern "ein hohes Maß an Verlustängsten und an verdrängter Selbsterkenntnis" die Motive seien. In vielen kritischen Kommentaren werde ein Sehnen nach fixen Institutionen sichtbar. In einer "posttraditionalen" Gesellschaft würden allerdings Institutionen nicht um ihrer selbst willen anerkannt, sondern weil sie bestimmte Kriterien erfüllten.

"Es reicht nicht aus zu deklarieren, Ehe und Familie seien natürliche Ordnungen oder Schöpfungsordnungen." Der Wert von Ehe und Familie müsse vielmehr so vermittelt werden, dass er auch von Nicht-Gläubigen nachvollzogen werden könne, sagte der in Erlangen lehrende Theologieprofessor. Gerade wenn Ehe auf Verlässlichkeit, Verantwortung, Treue, Dauerhaftigkeit und Gleichberechtigung beruhe und Familie die generationenübergreifende Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung umfasse, seien dies attraktive Leitbilder.

Dabrock zufolge ist es erstaunlich, dass es Einwände dagegen gebe, eine so verstandene Institution gleichgeschlechtlichen Paaren zu öffnen. "Statt sich zu freuen, brechen bedauerlicherweise die kleingläubigen, mutlosen Verlustängste auf."