Diakonie-Chef: Tafeln können Armut nicht überwinden

Diakonie-Chef: Tafeln können Armut nicht überwinden
Der Präsident der Diakonie Deutschland, Johannes Stockmeier, hat davor gewarnt, die Lebensmitteltafeln für bedürftige Menschen mit zu hohen Erwartungen zu überfrachten.

Seine Sorge sei, das Arme zu stark unter sich bleiben, sagte Stockmeier am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Tafelbewegung.

"Wir dürfen nicht ein Versorgungssystem etablieren, das Menschen aus den übrigen Zusammenhängen ausschließt", sagte der Diakonie-Chef. Diese Gefahr sei aber keineswegs den Tafeln selbst anzulasten, für die sich Tausende Menschen ehrenamtlich und mit hohem Einsatz engagieren. "Da ist etwas gewachsen, das Armen bei der Bewältigung ihrer Lebenssituation hilft."

Bundesweit 914 Tafeln, rund 50.000 ehrenamtliche Helfer

Doch müsse man die politische Wirkung der Tafeln im Auge behalten und über "das Dilemma des Helfens" diskutieren, unterstrich Stockmeier: "Die Tafeln begleiten gesellschaftliche Armut - aber sie überwinden sie nicht." Es dürfe nicht sein, dass in die Hartz-IV-Regelsätze die billigen Lebensmittel aus den Tafel-Läden schon "eingepreist" seien, kritisierte der Diakonie-Chef. Es stehe außer Frage, dass der Hartz-IV-Satz erhöht werden müsse.

Die Tafelbewegung wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Es gibt den Angaben zufolge bundesweit 914 Tafeln, über die rund 50.000 ehrenamtliche Helfer an rund 1,5 Millionen Menschen Lebensmittel verteilen oder zu sehr geringen Preisen verkaufen. Zunehmend kommen neben Arbeits- und Obdachlosen auch Geringverdiener, Rentner sowie Kinder und Jugendliche zu den Verteilstellen.