Dreiländer-Projekt zu Reformation und Frömmigkeit gestartet

Dreiländer-Projekt zu Reformation und Frömmigkeit gestartet
Eine Ausstellung in Thüringen eröffnet einen neuen Blick auf eine spannende Zeit: Unter dem Titel "Umsonst ist der Tod" werden Glauben und Alltag um 1500 beleuchtet, den Vorabend der Reformation.

Das Museum am Lindenbühl in Mühlhausen gibt am Samstag den Auftakt für ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der mitteldeutschen Bundesländer zu Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation. Unter dem Motto "Umsonst ist der Tod" sollen nach der ersten Etappe in der Nordthüringer Kreisstadt bis April 2014 anschließend in Leipzig und in Magdeburg Einblicke in die religiöse Alltagspraxis um das Jahr 1500 vermittelt werden, sagte der Kirchenhistoriker und Kurator Hartmut Kühne am Mittwoch.

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Die mehr als 300 Exponate aus den beteiligten Ländern eröffnen ein einzigartiges Zeitfenster in die Epoche der Vorreformation. Deren Beschreibung als düstere Zeit werde seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch die Forschung zunehmend infrage gestellt, sagte Kühne. Danach sei die Reformation keine Reaktion auf den Verfall der Kirche gewesen, sondern "aus einer blühenden Frömmigkeit entstanden". Im "Mutterland der Reformation" sei das populäre Bild dieser Zeit jedoch noch immer durch zahlreiche Vorurteile und Unkenntnis geprägt.

Die Exponate wurden in den vergangenen zwei Jahren in Museen, Bibliotheken, Archiven und Kirchgemeinden Thüringens, Sachsens und Sachsen-Anhalts zusammengetragen. Zu den ausgewählten Zeugnissen der Alltagsfrömmigkeit gehören neben Altären und liturgischem Gerät auch Kuriositäten wie ein Zahnbeißer mit Rassel für Kleinkinder aus Koralle aus dem 16. Jahrhundert oder eine Rippe, die vermutlich von einem Finnwal stammt. Verwiesen wird zudem auf die 18 vor Martin Luther entstandenen deutschen Bibelübersetzungen.

Evangelische und katholische Bischöfe übernehmen Schirmherrschaft

Weitere Ausstellungsstücke verdeutlichen, wie die Religiosität das damalige Leben der Menschen mit Taufe, Eheschließung, Wallfahrten, Kirchenbesuch und Sterben von der Wiege bis zur Bahre begleitete. Für die Ausstellung als Beitrag zur Reformationsdekade haben die evangelischen und katholischen Bischöfe der beteiligten Länder die Schirmherrschaft übernommen. Zur Eröffnung am Samstag wird neben der mitteldeutschen Landesbischöfin Ilse Junkermann auch Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD) erwartet.