Filmkritik der Woche: "2 Guns"

Foto: Sony Pictures
Denzel Washington und Mark Wahlberg alias Bobby und Stig.
Filmkritik der Woche: "2 Guns"
Zwielichtige Geheimdienstler und rachsüchtige Mafiosi: Nach "Contraband" erweist sich der Isländer Baltasar Kormákur erneut als sehr Hollywood-kompatibel. In "2 Guns" ballern sich Denzel Washington und Mark Wahlberg durch einen vergnüglichen Actionplot.
25.09.2013
epd
Frank Schnelle

Die Bank von Tres Cruces ist berühmt, sie spielte eine wichtige Rolle in Don Siegels Film "Der große Coup" (1973). Die Bank ist immer noch da, gleich gegenüber vom Diner mit den besten Donuts der Welt, und in "2 Guns" wird sie von einem Duo ausgeraubt. Robert »Bobby« Trench (Denzel Washington), ein cooler Gangster mit zwei hübschen Goldzähnen, und Michael »Stig« Stigman (Mark Wahlberg), ein eher unbedarfter Draufgänger, wollen an das Geld des mexikanischen Drogenbarons Papi Greco (Edward James Olmos) heran, der sie bei einem Deal betrogen hat. Was sie nicht ahnen: Sowohl Bobby als auch Stig sind in Wirklichkeit Undercoveragenten. Beide haben das Ziel, Papi zur Strecke zu bringen, halten sich aber gegenseitig für Spitzbuben. Der Coup gelingt, anstelle der erwarteten drei Millionen liegen jedoch 43 Millionen in der Bank. Bobby und Stig wissen zwar nicht sofort, was das bedeutet, aber dass hier etwas sehr seltsam läuft, versteht sich von selbst.

In seiner Grundidee verbeugt sich "2 Guns" sehr deutlich vor Don Siegels Klassiker: da hatte der alte Charley Varrick, gespielt vom unvergleichlichen Walter Matthau, die Bank in Tres Cruces ausgeraubt und mit der Beute von einer Dreiviertelmillion auch das Depot der italo-amerikanischen Mafia geplündert – und er wusste, dass das ein Nachspiel haben wird. Später sagt er einmal, lieber würde er von zehn FBIs gejagt als von einer Mafia. "2 Guns" stellt aber zugleich auch klar, dass die Dinge heutzutage komplizierter liegen. Die Bündnisse sind fragiler geworden, die Motive undurchsichtiger, und eine moralische Verortung der Figuren und ihrer jeweiligen Auftraggeber erscheint schwierig, wenn nicht gar sinnlos. Bobby und Stig sind Partner und Gegner, haben echte und falsche Bosse, bedienen unterschiedliche Interessen und Loyalitäten, spielen und werden gespielt. Es dauert eine vergnügliche Weile, bis wir all diese Systeme durchschauen – falls das überhaupt je gelingt in diesem raffinierten Story-Labyrinth. Und dann wird klar, dass nicht nur die Mafia hinter den beiden Helden her ist, sondern auch, sozusagen, zehn FBIs.

Riesige Dollarstapel spielten auch in "Contraband", der vorangegangenen Regiearbeit von Baltasar Kormákur, eine wichtige Rolle, einem ähnlich verwickelten Actionspektakel, das sich allerdings eher an den Gesetzmäßigkeiten des urbanen Gangsterfilms orientierte. Hier nun präsentiert der Isländer eine Wüstenvariante des Genres, schwelgt in der Weite des Südwestens und lässt es richtig krachen. Die "2 Guns" des Titels sind dabei eine maßlose Untertreibung, denn hier läuft jede Begegnung auf ein Waffengefecht hinaus.

Geradliniges, effizientes Entertainment

Kormákur erfindet das Spiel nicht neu, aber er beherrscht die Regeln. Er kann Schauspieler ebenso präzise inszenieren wie temporeiche Action, er hat ein sicheres Gespür für Witz, Spannung und Schauplätze. Mit den flotten Sprüchen und starken Bildern bedient er sich auf selbstverständliche Weise typischer Actionfilm-Elemente, begeht dabei aber nie den Fehler, sich zu verkünsteln. Sein Ziel bleibt stets geradliniges, effizientes Entertainment, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Verblüffend ist dabei, wie kritisch, ja fatalistisch sein Film auf die Welt schaut. Das Drehbuch von Blake Masters lässt zwar das FBI aus dem Spiel, zeichnet aber alle anderen US-Geheimdienste als finstere Vereine, die gnadenlos kriminelle Interessen verfolgen. Sei es die Drogenvollzugsbehörde, für die Bobby tätig ist, sei es der Geheimdienst der Navy, dem Stig angehört (der einzige Protagonist übrigens, der alten, "familiären" Werten anhängt; seinen Partner schießt er trotzdem skrupellos nieder), sei es die Polizei oder die CIA mit ihrem knallharten Geldeintreiber Earl (ein denkwürdiger Auftritt von Bill Paxton): Sie alle sind keinen Deut besser als das mexikanische Drogenkartell, das sie zu bekämpfen vorgeben. Ganz schön desillusioniert, die Traumfabrik.

Regie: Baltasar Kormákur. Drehbuch: Blake Masters (nach einem Roman vob Steven Grant). Mit: Denzel Washington, Mark Wahlberg, Paula Patton, Bill Paxton, James Marsden, Fred Ward, Edward James Olmos. Länge; 109 Minuten. FSK: ab 16 Jahre.