Finanzkrise: Europas Protestanten mahnen zu Gerechtigkeit

Finanzkrise: Europas Protestanten mahnen zu Gerechtigkeit
Unter dem Leitwort "Frei für die Zukunft" ist am Donnerstag die Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Florenz eröffnet worden. Schwerpunkte des Treffens der europäischen Protestanten sind die Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 und die Ökumene. Die Vereinigung von mehr als 100 protestantischen Kirchen will auch zur Finanz- und Wirtschaftskrise in der Europäischen Union Stellung nehmen.

Zum Auftakt der Tagung sagte der Präsident des konfessionellen Dachverbandes, der Schweizer Theologe Thomas Wipf, Europa insgesamt und die EU befänden sich in einer "tiefgreifenden Identitätskrise". Gerade in dieser Krisensituation wollten sich die protestantischen Kirchen für Gerechtigkeit für alle sowie Hoffnung und Mut vermitteln. "Wir sind von Gott befreite Menschen - befreit, Verantwortung zu übernehmen füreinander", sagte der reformierte Pfarrer.

Vor aktuellen Gefahren populistischer Verunsicherung warnte der Generalsekretär der protestantischen Kirchengemeinschaft, der lutherische Bischof Michael Bünker aus Österreich. Kennzeichnend für Europa sei religiöse Vielfalt. "Die evangelischen Kirchen verstehen die Vielfalt der Religionen als Bereicherung und setzen sich für ein gutes Miteinander auf der Grundlage der Menschenrechte ein, sagte Bünker.  

Erwartet werden zu der Vollversammlung, die am 26. September endet, rund 250 Delegierte und Gäste. An dem Treffen nehmen zudem Weltkirchenrat-Generalsekretär Olav Fykse Tveit und weitere Repräsentanten kirchlicher Dachverbände teil.

Die Vollversammlung, die ebenfalls über Ergebnisse der innerprotestantischen Lehrgespräche zu Amt, Ordination und Kirchenleitung berät, bestimmt ein neues Leitungsgremium. Weitere Themen sind der religiöse Pluralismus in Europa und die Reformprozesse in den Mitgliedskirchen.

Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa hat als Grundlage die "Leuenberger Konkordie". Mit diesem 1973 verabschiedeten Dokument gewähren sich lutherische, reformierte, unierte und vorreformatorische Kirchen wie Waldenser und Böhmische Brüder gegenseitig Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Die daraus hervorgegangene Leuenberger Kirchengemeinschaft firmiert seit 2003 als Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa.

In dem Dachverband sind lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus mehr als 30 europäischen Ländern sowie einige südamerikanische Auswandererkirchen zusammengeschlossen. Die Vereinigung vertritt rund 50 Millionen Protestanten, davon rund 24 Millionen evangelische Christen in Deutschland.