Erste syrische Flüchtlingsgruppe in Hannover gelandet

Foto: dpa/Swen Pförtner
Erste syrische Flüchtlingsgruppe in Hannover gelandet
Rufe nach Aufnahme weiterer Syrer werden lauter
Der Innenminister empfing die Flüchtlinge auf dem Rollfeld: 107 Syrer sind per Charterflug nach Hannover gebracht worden. Sie kommen zunächst in Friedland unter. Menschenrechtler fordern die Aufnahme von deutlich mehr Syrern als geplant.

Auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen ist am Mittwoch das erste Charter-Flugzeug mit syrischen Flüchtlingen gelandet. Die 107 Männer, Frauen und Kinder gehören zu einem Sonderkontingent von 5.000 Syrern, die zunächst für zwei Jahre in Deutschland bleiben dürfen. Die Flüchtlinge wurden von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) auf dem Rollfeld begrüßt. "Sie sind jetzt in Sicherheit", sagte er. Unterdessen mehrten sich die Forderungen, deutlich mehr Flüchtlinge als geplant in Deutschland aufzunehmen.

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Die Flüchtlinge, die aus Lagern im Libanon kommen, werden in den nächsten zwei Wochen in Friedland bei Göttingen untergebracht und danach auf die Bundesländer verteilt. Rund 250 Syrer aus dem Kontingent haben ihre Reise selbst organisiert und nach Angaben des Ministeriums Deutschland bereits erreicht. Im Lager Friedland sollen die Syrer in sogenannten Wegweiser-Kursen die deutsche Sprache und das Leben in Deutschland kennenlernen. Unter den 107 Flüchtlingen befinden sich 54 Kinder. Die Mehrzahl der Ankommenden sei muslimisch, 12 von ihnen seien Christen, hieß es.

Friedrich: Deutschland Vorbild für europäische Nachbarn

Deutschland hatte sich im März verpflichtet, im Rahmen eines Sonderprogramms 5.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aufzunehmen. Bis zu 20.000 Syrer sind bereits auf anderen Wegen nach Deutschland gekommen. 

Friedrich sagte in Hannover, Deutschland setze mit der Aufnahme der Syrer ein klares Zeichen an die europäischen Nachbarn, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Schon jetzt nehme die Bundesrepublik monatlich zusätzlich rund 1.000 Asylsuchende aus Syrien auf. Bis Ende des Jahres würden es etwa 27.000 Frauen, Männer und Kinder sein.

EKD fordert Aufnahme von weiteren Flüchtlingen

Die Aufnahme von deutlich mehr Syrern in der Bundesrepublik verlangten am Mittwoch Oppositionspolitiker und Menschenrechtler. Der Spitzenkandidat der Grünen zur Bundestagswahl, Jürgen Trittin, sagte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe), als erstes sollte Deutschland allen hier lebenden Syrern erlauben, ihre Verwandten nach Deutschland zu holen. "Damit könnten schon einmal 50.000 kommen." Die Linke sprach sich für eine Öffnung aller EU-Grenzen für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge aus.

Auch die evangelische Kirche dringt darauf, mehr Menschen aus dem Konfliktgebiet nach Deutschland zu holen. Die Ankunft der ersten Gruppe in Hannover sei zu begrüßen, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Zugleich müsse sich Deutschland grundsätzlich auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge vorbereiten, ergänzte Jung, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

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Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl bezeichnete die Aufnahme von 5.000 Syrern als "Tropfen auf den heißen Stein". Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe): "Deutschland ist zur Aufnahme von weit mehr Syrien-Flüchtlingen fähig: Beim Bosnien-Krieg konnten 300.000 Menschen hierher kommen."

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach indes wies Vorwürfe zurück, Deutschland tue zu wenig für die Menschen aus Syrien. Die Bundesrepublik biete nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch im Verhältnis zu seiner Bevölkerung etwa doppelt so vielen Syrern Schutz wie der Durchschnitt der EU-Länder, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses dem "Tagesspiegel" (Donnerstagsausgabe).

Menschenrechtsbeauftragter: Asylverfahren beschleunigen

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), appellierte an die Innenminister der Länder, die Asylverfahren für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge zu vereinfachen. "Die Menschen, die hier bereits im Asylverfahren sind, müssen schnell wieder ihre Berufe ausüben können", sagte Löning am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).