Anti-Islam-Video: EKD-Vize Gundlach fordert Diskurs über Toleranz in den Religionen

Anti-Islam-Video: EKD-Vize Gundlach fordert Diskurs über Toleranz in den Religionen
Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thies Gundlach, spricht sich für eine Versachlichung der aktuellen Debatte um das islamfeindliche Video "Die Unschuld der Muslime" aus.
19.09.2012
epd
Barbara Schneider

Ein Aufführungsverbot sollte nicht ausgesprochen und keinesfalls einen gesellschaftlichen Diskurs über die Toleranz ersetzen, sagte Gundlach in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag.

Der Theologe ergänzte: "Freiheit heißt auch, unangemessene Positionen hinnehmen zu müssen." Nach der Ankündigung der rechtspopulistischen Partei "Pro Deutschland", das Video in einem Kino zu zeigen, ist in Deutschland ein Streit um ein Aufführungsverbot entbrannt.

Angesichts der Ausschreitungen in der arabischen Welt warnte der EKD-Vizepräsident Christen vor Überheblichkeit. "Christen haben eine lange Lerngeschichte hinter sich, bis sie gelernt haben, nicht mit Gewalt oder Vernichtungsphantasien auf Provokationen zu reagieren." Es sei nicht selbstverständlich, dass Christen heute auf Provokationen gelassen reagierten.

Der Theologe bezeichnete das Anti-Islam-Video als "furchtbare, banale, dumme und aggressive Form der Beleidigung von Religionen". Er warnte jedoch gleichzeitig davor, Amerika oder den Westen generell "in Sippenhaft zu nehmen". Das im Internet kursierende Video sei keine Grundhaltung der amerikanischen Politik oder Gesellschaft, sondern ein Produkt einzelner Personen, sagte Gundlach.

Er forderte einen gesellschaftliche Diskurs über die Toleranz in den Religionen. Prinzipiell müsse in intensiven Religionsgesprächen gefragt werden, wie in den Religionen mit Demütigungen und Verletzung religiöser Gefühle umgegangen werde. Er forderte, "in allen Religionen solche Provokationen dazulassen, wo sie hingehören - bei den einzelnen Provokateuren".