Ökumenisches Kloster: Sehnsucht nach Brüderlichkeit

Foto: ddp images/Candy Welz
Prior Franz Schwarz beim Gebet in der Kirche von St. Wigberti.
Ökumenisches Kloster: Sehnsucht nach Brüderlichkeit
Ökumenisches Kloster St. Wigberti in Thüringen feiert 40-jähriges Bestehen
Eulen und Mäuse waren die eifrigsten Kirchenbesucher, als Franz Schwarz 1973 ins thüringische Werningshausen kam. Die Sanierung des Gemäuers wurde zum Grundstein für eine ökumenische Klostergemeinschaft. Sie feiert ab Freitag ihr 40-jähriges Bestehen.
09.08.2013
epd
Thomas Bickelhaupt

"Wir haben dies alles nicht gewollt und nicht geplant, nicht organisiert und ausgedacht", sagt Franz Schwarz ohne jede Koketterie. Der heute 68-Jährige steht als Prior an der Spitze des ökumenischen Benediktinerklosters Sankt Wigberti in Werningshausen nördlich von Erfurt, das von Freitag an sein 40-jähriges Jubiläum feiert. Entstanden sei die Gemeinschaft von gegenwärtig acht Männern "aus der Sehnsucht nach Brüderlichkeit", sagt der Klostervorsteher.

###mehr-artikel###Aus dem kleinen Werningshausen in der ländlichen Provinz unweit der Thüringer Landeshauptstadt ist damit in den vergangenen Jahrzehnten ein Ort der Einkehr und der geistlichen Impulse geworden. Grundlage für die Gemeinschaft von Protestanten, Katholiken und gelegentlich auch Orthodoxen ist die alte benediktinische Klosterregel "Bete und arbeite". In dieser Geisteshaltung bewirtschaften die Mitglieder nicht nur das Areal ihres Klosters. Zur Bilanz der vergangenen vier Jahrzehnte gehört auch die Sanierung von über 30 Kirchen in der Region. 

Die Männer der Bruderschaft sind zwischen 24 und 69 Jahre alt und kommen aus unterschiedlichen Regionen und Berufen. Gelegentlich fragen auch Aussteiger und Gescheiterte an, die für ihr Leben nach dem Karriereknick einen neuen Sinn suchen, wie der Prior berichtet. Doch nicht jeder, der um Aufnahme bittet, teile den geistlichen Inhalt des Klosterlebens. Deshalb sei es für manche mitunter nach einer kurzen Probezeit wieder vorbei.

Grabsteine und eine alte Glocke

Im Gegensatz zu anderen Klöstern entstand das kleine Thüringer Priorat nicht aus der Wiederbelebung alter Gemäuer. Bis auf Dorfkirche und Pfarrhaus aus dem 18. Jahrhundert wurden die anderen Gebäude erst in den vergangenen Jahrzehnten errichtet. Unter alten Bäumen künden vereinzelte Grabsteine und eine alte Glocke von einer langen Ortsgeschichte. Den Brunnen vor der Kirche ziert eine Statue aus Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, wo es Marienerscheinungen gegeben haben soll.

Manches an und in den Gebäuden erinnert an orthodoxe Elemente, wie etwa der kleine Zwiebelturm auf dem Klostergebäude oder die 1984 eingeweihte Marienkapelle. Solche Details sollen den Einheitsgedanken der christlichen Kirchen unterstreichen, erläutert Prior Schwarz. In den letzten Jahren der DDR seien oft russische Soldaten heimlich zum Beten in die kleine Kapelle gekommen. Als er für sie in Leipzig Bibeln besorgte, habe ihm die Staatssicherheit in seiner Akte "Zersetzung der Wehrkraft der Sowjetarmee" attestiert.

Konflikt nach Bischofsweihe

Die kirchliche Anerkennung des Priorats von 1987 hat die fusionierte Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EMK) vor einigen Jahren bestätigt. Gleichwohl kam es 2009 zum Konflikt. Weil sich Franz Schwarz von der evangelischen Gemeinschaft "Hochkirchlicher Apostolat St. Ansgar" zum Bischof hatte weihen lassen, sah das Landeskirchenamt die Kirchenverfassung verletzt. Er habe damit "die Gemeinschaft der Landeskirche verlassen" und wurde deshalb vom Dienst suspendiert.

###mehr-links###Für weitere Irritationen sorgte das folgende Disziplinarverfahren. Im Frühjahr 2010 setzten schließlich Bischöfin Ilse Junkermann und Schwarz einen Schlusspunkt: Mit Siegel und Unterschrift bekräftigten sie, dass die Weihe dem Prior "keine weiteren Kompetenzen im Rahmen der Landeskirche verleiht" und er nicht "als Inhaber eines Bischofsamtes der EKM" auftreten darf. Dies sei indes "nie seine Absicht gewesen", sagt Schwarz. Die Beweggründe, die ihn als jungen Mann vor 40 Jahren mit ein paar Gleichgesinnten zum Begründer des Priorats werden ließen, bringt er mit wenigen Worten auf dem Punkt: "Aus Liebe zur Kirche."