Filmkritik der Woche: "Wolverine: Weg des Kriegers"

Foto: Fox
Filmkritik der Woche: "Wolverine: Weg des Kriegers"
Und es macht Zing! Im seinem zweiten Solo-Abenteuer "Wolverine: Weg des Kriegers" gerät "X-Man" Wolverine nach Japan und wird zum Zentrum eines familiären Machtkampfs.
24.07.2013
epd
Katharina Grimnitz

Zing! Im Grunde wartet man bei Wolverine immer nur darauf, dass ihm der zivilisatorische Geduldsfaden reißt und er seine Krallen ausfährt. Halb Mensch, halb animalischer Wilder, ist Mutant Logan der attraktivste Charakter der X-Men-Familie. Doch das Potential des Rowdys kann sich auch im zweiten "Wolverine"-Ableger der "X-Men"-Serie nicht entfalten. Regisseur James Mangold serviert ein recht dünnes Scheibchen jener Dauerwurst, als die sich die Verfilmung der Saga in 13 Jahren Laufzeit entpuppt hat. Inhaltlich geht es in Logans zweitem Soloabenteuer darum, dass er von "Marvel Girl" Jean Grey, die er in "X-Men: Der letzte Widerstand" hatte töten müssen, zur nächsten Romanze findet, der Japanerin Mariko Yashida.

Logan, Kriegsgefangener im zweiten Weltkrieg, hatte ihrem Großvater, einem japanischen Soldaten, das Leben gerettet. Jahrzehnte später lässt der sieche Yashida, zum Milliardär aufgestiegen, seinen Retter nach Japan lotsen. Dort wird Logan unfreiwillig zum Zentrum eines familiären Machtkampfs von shakespear'scher Theatralik, der zusätzlich von jener Frankensteingenetik angeheizt wird, die zu immer neuen Kapriolen im "X-Men"-Bestand führt.

Mangold ("Walk the Line") erweist sich erneut als passabler Regiehandwerker. Sein Film ist der erste der Serie, der fast gänzlich außerhalb der USA spielt. Unauffällig erdet er, angefangen vom Atombombenabwurf 1945, die Fantasy-Story mit kulturellem und historischem Hintergrund. Er hat zwar nicht den Gestaltungswillen von Bryan Singer, der mit den ersten beiden "X-Men"-Filmen den realistischen Look und den aufklärerischen Ton der Reihe prägte. Doch es gelingt ihm, das Wimmelbild durchschaubar zu machen. Und das ist nicht wenig; neben Horden von Yakuzas und Ninjas musste in der Handlung auch eine scharfe Blondine – der erste Auftritt von Mutantin Viper – sowie Mutant "Silver Samurai" untergebracht werden.

Brüchiger roter Faden

Emotionen und Koalitionen wirken aber willkürlich, die Scharmützel so kurzatmig wie Storyhäppchen im Comicheft. Entsprechend brüchig ist der rote Faden dieses Trips, bei dem viel Gewese um Logans Unsterblichkeit gemacht wird, aber die Intrigen wenig Sinn ergeben. Die Action-Highlights – eine Verfolgungsjagd auf einem Schnellzug und eine Fesselung à la Gulliver – sind imposant. Doch über die bloße Aneinanderreihung von Schauwerten hinaus hält nur wenig das Interesse wach. Das liegt am Hauptakteur selbst, dem gründlich der Schneid abgekauft wird.

Hugh Jackman hat zwar seinen Body mächtig trainiert, läuft aber so waidwund durch das Geschehen wie Jean Valjean in "Les Misérables". Anfangs noch ein kerniger Waldschrat, der sich aus Gram in der Wildnis verkrochen hat, wird Wolverine durch Alpträume und besonders durch die giftige Viper seiner Unverwundbarkeit beraubt. Doch braucht man nach Batman & Co. wirklich noch einen weiteren larmoyanten Superhelden? Wo bleibt hier der Spaß? Man wartet auf Wolverines "Zing"!

USA 2013. Regie: James Mangold. Buch: Marc Bomback, Scott Frank, Mit: Hugh Jackman, Famke Janssen, Will Yun Lee, Svetlana Khodchenkova, Rila Fukushima. Länge: 126min. FSK: 12.