Bundesregierung erinnert an Hitler-Attentäter und Nazi-Opfer

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) bei der Kranzniederlegung am 20. Juli 2013 im Bendlerblock in Berlin
Foto: dpa/Jörg Carstensen
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) legt zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 20. Juli 2013 im Bendlerblock in Berlin einen Kranz nieder.
Bundesregierung erinnert an Hitler-Attentäter und Nazi-Opfer
Vertreter von Bund, Ländern und Kirchen haben am Samstag im Berlin an die Hitler-Attentäter vor 69 Jahren erinnert. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) legte am Mittag im Ehrenhof des Bendlerblocks im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus einen Kranz nieder. Das Totengedenken sprach Axel Smend, Sohn eines wegen seiner Beteiligung am 20. Juli 1944 hingerichteten Offiziers.

Bei einer Feierstunde am Nachmittag in der Berliner Gedenkstätte Plötzensee betonte Wanka, die Entscheidung zum Attentat auf Adolf Hitler sei kein spontaner Entschluss gewesen. "Die Entscheidung war in den Köpfen und Herzen der Frauen und Männer des 20. Juli lange gereift. Es war für viele von ihnen auch ein Eingeständnis eigener Schuld." Es sei den Beteiligten darum gegangen, ein Zeichen des Anstands für die Zukunft zu setzen.

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An dem Gedenken in der früheren Hinrichtungsstätte nahmen auch Bundestagspräsident Norbert Lammert, Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (beide CDU), Bundesverfassungsrichter Reinhard Gaier und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) als Vertreter des Bundesrates teil. Die zentrale Ansprache hielt der Publizist und Literaturkritiker Karl Heinz Bohrer.

Bohrer würdigte den Mut der Verschwörer des 20. Juli 1944 ging aber auch auf das Dilemma einer angemessenen Wahrnehmung des Attentats in der Bundesrepublik ein. Heute gedenke man der Verschworenen, von denen viele dem deutschen Adel entstammten, zwar bereitwilliger: "Aber die Idee, dass man besonders sie als aktive Verschwörer ehren sollte, herausheben aus dem angstvollen Schweigen der Mehrheit, eine solche Idee scheint für viele noch immer schwierig zu sein."

Wowereit: "Sie waren Helden"

Auch Berlins Regierender Bürger Klaus Wowereit (SPD) betonte in einem Grußwort, es sei kein leichtes Erbe, das der 20. Juli hinterlassen habe: "Für die einen waren sie 'Junker und Aristokraten', für andere 'Vaterlandsverräter', wieder andere hielten ihren Widerstand für zu spät und vergeblich." Heute trage die konsequente Aufarbeitung des Widerstands gegen Hitler jedoch Früchte. "Wir können die Männer und Frauen des Deutschen Widerstandes als das ehren, was sie sind - mit einem Wort, das uns in unserem postheroischen Zeitalter nicht leicht von den Lippen geht: Sie waren Helden."

Bereits am Vormittag hatten die Kirchen zu einer ökumenischen Andacht in die frühere Hinrichtungsstätte eingeladen. Am Abend wurden vor dem Berliner Reichstag im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck 500 Bundeswehrsoldaten in einem öffentlichen Gelöbnis vereidigt.  "Wir nehmen uns die mutigen Männer und Frauen vom 20. Juli 1944 zum Vorbild, die damals ihr Gewissen vor den Gehorsam gestellt haben, die Verantwortung übernommen haben, indem sie versuchten, ein Unrechtsregime zu stürzen", sagte Gauck in einer Ansprache.

Am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler. Der Oberst und drei Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 auf dem Hof des Bendlerblocks erschossen. In den folgenden Wochen wurden weitere 140 Mitwisser von den Nazis hingerichtet, darunter 89 in der ehemaligen Hinrichtungsstätte Plötzensee.