"In Brüssel gibt es keine ökumenische Bewegung"

Foto: epd-bild/Peter Williams
Guy Liagre
"In Brüssel gibt es keine ökumenische Bewegung"
Drei Fragen an den Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, den Belgier Guy Liagre
Auf ihrer Vollversammlung in Budapest berät die Konferenz Europäischer Kirchen in dieser Woche über den Fortgang der Erneuerung der ökumeninschen Organisation. Neben der Entscheidung über eine neue Verfassung des kirchlichen Dachverbandes europäischer Kirchen steht auch eine Verlagerung des Sitzes von Genf nach Brüssel zur Diskussion. Generalsekretär Guy Liagre rechnet damit, dass die Konferenz Europäischer Kirchen ab 2015 ihre Zentrale in Brüssel haben wird. Drei Fragen an den Belgier.
02.07.2013
epd
Jan Dirk Herbermann

Herr Liagre, macht es Sinn, die Konferenz Europäischer Kirchen auf den Standort Brüssel zu konzentrieren?

Liagre: Die meisten unserer 125 Mitgliedskirchen stehen einem Umzug von Genf nach Brüssel nicht ablehnend gegenüber. Logistisch und organisatorisch ist es vernünftig an einem Standort präsent zu sein. Aber: Brüssel ist die Stadt der EU, die Stadt der politischen und ökonomischen Institutionen, dort gibt es keine ökumenische Bewegung. Das kann ich beurteilen, ich habe 30 Jahre in Brüssel gelebt. Wir werden den direkten Austausch mit den anderen ökumenischen Verbänden, wie dem Weltkirchenrat, vermissen. Es besteht die Gefahr der Isolation.

Was bedeutet das für die Dachverband?

Liagre: Wir werden buchstäblich im Schatten der EU leben. Wir haben daran zu arbeiten, dass wir nicht wie viele andere Verbände in Brüssel als Lobbygruppe wahrgenommen werden. Wir sollten uns aber in erster Linie als ein ökumenischer Verband der vielen verschiedenen Kirchen unseres Kontinents verstehen. Das sagt ja auch unser Name - Konferenz Europäischer Kirchen.

Wann wird der Umzug abgeschlossen sein?

Liagre: Die Konferenz Europäischer Kirchen könnte ab 2015 ihre Zentrale in Brüssel haben. Es ist gut möglich, dass wir ein Verbindungsbüro in Genf behalten. Ungeklärt bleibt, was mit unserem Büro in Straßburg passieren wird. Wir könnten es behalten, solange es finanzierbar ist. Entscheiden muss die Versammlung in Budapest.