Dröge fordert Stärkung der Zivilgesellschaft in Schwellenländern

Dröge fordert Stärkung der Zivilgesellschaft in Schwellenländern
Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge hat eine weitere Stärkung der Zivilgesellschaft in Schwellenländern durch ausländische Entwicklungshilfe angemahnt.
01.07.2013
epd
Corinna Buschow

Am Beispiel des Engagements einer Gruppe in Hongkong für die sogenannten Cage People (Käfigmenschen) zeige sich, dass durch kritische zivilgesellschaftliche Organisationen international auf Missstände aufmerksam gemacht werden könne, sagte Dröge am Rande seiner Ostasien-Reise dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Telefon.

Dröge zeigte sich schockiert von einem Besuch bei den "Cage People", die in Wohnboxen leben müssen. In der eigentlich reichen Stadt gebe es keine sichtbaren Slums. "Die Slums befinden sich unsichtbar in Wohnungen, die in bis zu 50 Boxen aufgeteilt werden", sagte der Theologe, der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung ist. "Die Menschen hausen in diesen 'Käfigen', die ungefähr so groß sind wie eine Matratze oder manchmal wie zwei Matratzen", berichtete der Bischof.

Die Bewohner können sich in der Regel keine normale Wohnung leisten. Für die Wohnboxen, in die gerade einmal das Bett passt, während Küche und Bad in der Regel mit anderen geteilt werden, zahlen die Menschen laut Dröge 130 bis 150 Euro im Miete im Monat.

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Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) besuchte in Hongkong die Society for Community Organization (Soco), die sich nach seinen Angaben um 3.000 Familien in solchen Wohnungen kümmert. Sie unterhalten unter anderem Zentren, in denen Kinder ihre Hausaufgaben machen können, weil in den Boxen dazu kein Platz ist.

"Außerdem betreiben sie Lobbyarbeit, um dafür zu sorgen, dass das Thema überhaupt in der Hongkonger Gesellschaft bewusst wird", sagte Dröge. "Ich hatte schon den Eindruck, dass die Wohlhabenden und Etablierten oftmals das Problem noch nicht sehen oder es für übertrieben halten", ergänzte er. Internationale Berichterstattung infolge der Hilferufe von Nichtregierungsorganisationen habe dafür gesorgt, dass die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam wird. "Teilweise nehmen inzwischen Hongkonger Politiker das Thema in ihr Wahlkampfprogramm auf", berichtet Dröge.

Die kritischen zivilgesellschaftlichen Organisationen müssten durch Hilfe aus dem Ausland weiter unterstützt werden, "obwohl Hongkong eine reiche Stadt ist", forderte Dröge. Eine Gruppe wie Soco habe Vorbildfunktion. Das Engagement strahle zudem auch nach Festland-China hinein. "Dort muss eine kritische Zivilgesellschaft erst heranwachsen", sagte Dröge.