EKD und Islamverbände wollen Dialog ausweiten

EKD und Islamverbände wollen Dialog ausweiten
Evangelisches Familienpapier stößt bei Muslimen auf Widerspruch
Die evangelische Kirche und Vertreter der Muslime in Deutschland wollen künftig stärker für ein friedliches Miteinander eintreten.

 "Die Ausgrenzung und Herabsetzung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe entspricht nach unserem Verständnis dem christlichen und islamischen Menschenbild nicht", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, nach einem Gespräch zwischen Spitzenvertretern der EKD und des Koordinationsrats der Muslime am Dienstag in Berlin.

###mehr-artikel###Der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime, Aiman Mazyek, sagte, beide Seiten hätten ihre Sorge darüber ausgedrückt, dass Anschläge auf Menschen anderer Hautfarbe oder Religion, speziell auf Muslime, zunähmen. Als Religionsgemeinschaft müsse man in die Mitte der Gesellschaft wirken. Dazu gehörten auch Moschee- und Kirchengemeinden.

Bei dem Gespräch wurde vereinbart, bis 2014 einen Dialog-Ratgeber für Muslime und Christen zu erstellen. Gemeinden sollen damit Impulse für das tägliche Miteinander bekommen. Beide Seiten machten deutlich, dass sie den Dialog miteinander weiterhin intensivieren wollen, das Verstehen des Anderen und Gewinnen von Vertrauen aber Zeit brauche. Das letzte Gespräch zwischen EKD und Islamverbänden hatte vor einem Jahr in Duisburg stattgefunden, davor herrschte lange Zeit zumindest öffentlich Funkstille.

Ziel der Treffen ist auch, künftig gemeinsam zu gesellschaftlichen Themen Stellung zu beziehen, betonten Schneider und Mazyek. Am Dienstag wurden aber auch Unterschiede deutlich. So sagte Mazyek, der auch Vorsitzender des Zentralrats der Muslime ist, die Orientierungshilfe der EKD zum Thema Familie könnten Muslime nicht mittragen. Darin fordern die Protestanten die Unterstützung für sämtliche Formen des familiären Zusammenlebens.

"Ehe zwischen Mann und Frau"

"Unser Familienbild ist geprägt von der Ehe zwischen Mann und Frau. Andere Formen des Zusammenlebens können wir nicht anerkennen", sagte Mazyek. Schneider sagte, der Dissens bei diesem Thema sei deutlich geworden. Die Grenze verlaufe bei der Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

Im Koordinationsrat der Muslime, der der EKD bei den Gresprächen gegenübersitzt, haben sich die Türkisch-Islamische Union (DITIB), der Islamrat, der Zentralrat der Muslime und der Verband der Islamischen Kulturzentren zusammengeschlossen. Die Spitzen der Verbände betonten, dass im Dialog mit der EKD ein Neuanfang gemacht worden sei. Die vor einigen Jahren veröffentlichte EKD-Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft" zum Verhältnis zwischen Christen und Muslimen hatte für Verstimmung bei den Islamverbänden gesorgt.

Staatskirchenrecht und Religionsfreiheit

Schneider sagte, das Papier sei vor allem eine nach innen, in den Protestantismus hineinwirkende Schrift gewesen. "Das hat auch sein relatives Recht, kann aber nicht alles sein", ergänzte er. Weitere Themen des Gesprächs waren den Angaben zufolge Fragen des Staatskirchenrechts und der Religionsfreiheit. Mazyek betonte, es sei ein Anliegen beider Seiten, Religionsfreiheit zu gewährleisten und für Menschenrechte einzutreten. Schneider betonte, die teils schwierige Situation von Christen in islamischen Ländern dürfe den Dialog mit Muslimen nicht beeinflussen. "Dies wäre Missbrauch."