Forscher widersprechen Familienministerin Schröder

Foto: Andreas Herzau/laif
Forscher widersprechen Familienministerin Schröder
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) bekommt Gegenwind für die Interpretation der von ihrem Ministerium in Auftrag gegebenen Evaluation der familienpolitischen Leistungen: Einige an der Studie beteiligte Wissenschaftler widersprechen den Folgerungen der Ministerin, berichtet "Der Spiegel".

"Es gibt offensichtlich Schlussfolgerungen, die die Politik nicht sehen will", sagt Volkswirt Reinhold Schnabel von der Universität Duisburg-Essen. Schröder hatte am Donnerstag gemeinsam mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Ergebnisse der Auswertung der
familienpolitischen Leistungen vorgestellt, die die Bundesregierung vor vier Jahren in Auftrag gegeben hat. Die Minister bilanzierten übereinstimmend, die staatlichen Familienleistungen seien erfolgreich. Es bedürfe keines Kurswechsels.

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Einige der Forscher widersprechen dem. Die "Gesamtevaluation der ehe- und familienpolitischen Leistungen" habe ergeben, dass einige Leistungen abgeschafft werden könnten.

Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin sagte dem "Spiegel", sie wundere sich, dass keiner der beteiligten Wissenschaftler zur Vorstellung der Untersuchung eingeladen war. Diese habe ergeben, dass die Maßnahmen für die verschiedenen Familientypen unterschiedlich wirksam seien - man könne nicht pauschal vom Erfolg der Familienpolitik sprechen.

Geldleistungen helfen Familien nicht

Auch Helmut Rainer vom Münchner Ifo-Institut kann die Beurteilung des Ministeriums mit seinen Forschungsergebnissen "überhaupt nicht in Einklang bringen". Die Maßnahmen seien nicht aufeinander abgestimmt, sagte er dem Magazin. Die von Schröder angekündigte Erhöhung des Kindergeldes halte er für falsch. Die Studie habe gezeigt, dass solche Geldleistungen weder zur Vermeidung von Armut noch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitrügen, sagte Rainer.

Schröder hatte betont, sie kenne "keine seriöse Studie", die zeige, dass die Geburtenrate mit familienpolitischen Mitteln beeinflussbar sei. Ifo-Forscher Rainer zeigt sich davon überrascht. Die Geburtenrate habe sich - wie die vom Ministerium in Auftrag gegebene Evaluation zeige - dort positiver entwickelt, wo die öffentlich geförderte Kinderbetreuung schneller ausgebaut worden sei.