Trauerfeier für in der NS-Zeit getötete behinderte Kinder

Trauerfeier für in der NS-Zeit getötete behinderte Kinder
Auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf sind rund 70 Jahre nach deren Ermordung die sterblichen Überreste von fünf Kindern beerdigt worden. Die behinderten Mädchen und Jungen im Alter zwischen knapp einem und drei Jahren waren 1941 und 1942 in Hamburg im Rahmen der nationalsozialistischen Kinder-"Euthanasie" getötet worden.

Aus Verachtung sei damals Mord geworden, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Samstag bei der Trauerfeier. Es sei beschämend, dass die Täter später nicht verurteilt wurden. Insgesamt wurden in Hamburg nachweislich 78 Kinder im Rahmen der Kinder-Euthanasie in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn und im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort getötet.

Ihre Gehirn-Präparate wurden seinerzeit für wissenschaftliche Zwecke im Universitätskrankenhaus Eppendorf untersucht und dort vor einiger Zeit entdeckt. Fünf Hamburger Kindern wurden die Präparate namentlich zugeordnet. Im Deutschen Reich wurden damals insgesamt mehr als 5.000 behinderte Kinder umgebracht.

In vier Fällen waren die Eltern möglicherweise einverstanden

Der damals zuständige Arzt in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, Friedrich Knigge (1900-1947), habe behauptet, die Kinder seien ohne Bewusstsein und schmerzlos gestorben, sagte der Psychiater Marc Burlon während der Trauerfeier. Tatsächlich seien sie nach einer Überdosis von Medikamenten und anschließender Lungenentzündung qualvoll erstickt. Burlon hatte die Präparate im Zuge seiner Dissertation entdeckt. Weitere elf Präparate stammten aus Lüneburg, wo sie demnächst bestattet werden sollen.

Die getöteten Kinder kamen in der Regel aus armen Familien, sagte Burlon. Die Eltern seien in den meisten Fällen getäuscht und ihnen die Heilung der Kinder versprochen worden. In vier von 22 Fällen seien die Eltern jedoch möglicherweise mit der Tötung der Kinder einverstanden gewesen.

Noch bis zum 11. November zeigt das Universitätskrankenhaus Eppendorf eine Ausstellung mit mehr als 30 Bild- und Texttafeln über die Verbrechen von Kinderärzten in der NS-Zeit. Zwei Medienstationen bieten Originalsequenzen eines NS-Propagandafilms und Lesungen aus Briefen von Opfern und Tätern.