Solidarität mit den Demonstranten in der Türkei

Solidarität mit den Demonstranten in der Türkei
Der Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde Deutschland Ali Dogan ruft von Köln aus zur Solidarität mit den Demonstranten in Istanbul auf.
11.06.2013
epd
Andreas Gorzewski

Dogan hat einen offenen Brief initiiert, der die "Demütigung der liberalen und freiheitlich denkenden jungen Generation" in der Türkei kritisiert. Zu den Unterzeichnern gehören der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD), die SPD-Politikerin Lale Akgün und der Schriftsteller Günter Wallraff.

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Seit knapp zwei Wochen dauern die Demonstrationen in der Türkei an. Auslöser war ein gewaltsamer Polizeieinsatz gegen einige Umweltschützer im Istanbuler Gezi-Park. Daraus entwickelte sich eine landesweite Protestwelle gegen die regierende AK-Partei und vor allem gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan. Der Premier gilt als zunehmend autoritär und selbstherrlich. Er beschimpfte die Demonstranten und zeigte sich unbeeindruckt von den Protesten.

Demos in deutschen Städten

"Ich sehe es persönlich so, dass wir es in der Türkei trotz demokratischer Wahlen mit einem anti-demokratischen System zu tun haben", sagt Dogan. Die aktuelle Regierungspolitik führe zu einer fortschreitenden Islamisierung und Aushöhlung der liberalen Lebensweise. Dagegen wollten sich die Demonstranten wehren. Auch der Vize-Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Hilmi Kaya Turan, sieht im Regierungsstil den Hauptgrund für die Proteste. "Was die Menschen stört, ist dass die AKP in die Lebensart der Menschen eingreift", beschreibt Turan die Stimmung.

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Tausende sind in den vergangenen Tagen in Deutschland gegen Erdoğan auf die Straße gegangen. Unter anderem in Düsseldorf, Dortmund, Essen, Frankfurt und Berlin unterstützten viele Türkeistämmige die Demonstranten in Istanbul. Auch die sonst eher unparteiliche Türkische Gemeinde Deutschland (TGD) hat sich gegen Erdoğan gestellt. Der Premier benehme sich wie ein Despot, der keinerlei Kritik dulde, erklärt der bundesweite Verband. Außerdem sei die Polizeigewalt gegen die Demonstranten übermäßig.
 
Andere Organisationen vermeiden jedoch Kritik an der Regierung. So mahnt die Türkisch-Islamische Union (DITIB), die eng mit der staatlichen türkischen Religionsbehörde zusammenarbeitet, zu Ruhe und Besonnenheit: "Insbesondere lehnen wir jegliche Form der Eskalation im Zuge von Kundgebungen und Demonstrationen - egal für welche Position - hier in Deutschland ab", erklärt die DITIB in Köln.