Diakonie-Chefin: Babyklappen und anonyme Geburt weiter nötig

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Diakonie-Chefin: Babyklappen und anonyme Geburt weiter nötig
Die Berliner Diakonie-Chefin Susanne Kahl-Passoth will weiterhin an den umstrittenen Babyklappen festhalten.

Die vom Gesetzgeber geplante vertrauliche Geburt sei für viele Frauen mit unüberwindbaren Hürden verbunden, sagte Kahl-Passoth dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das geplante Verfahren sei zu kompliziert und entspreche nicht der Lebenssituation der betroffenen Frauen. Der Bundestag wollte am späten Donnerstagabend abschließend über das Gesetz von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) zur vertraulichen Geburt beraten.

###mehr-artikel###Unter anderem sieht der Gesetzentwurf vor, dass Schwangere nach einer Beratung in einer Fachstelle zustimmen, ihre Daten erfassen zu lassen, die Angaben jedoch in einem Umschlag mit Pseudonym versiegelt werden. Das Kind soll so nach 16 Jahren seine Herkunft erfahren können.

In die Kritik geraten ist der Entwurf vor allem, weil weder die seit Jahren geduldeten Babyklappen noch die anonymen Geburten in Kliniken abgeschafft werden sollen. Kahl-Passoth wandte sich vehement gegen deren Aus: "Das Kind muss eine Chance zum Leben haben." Das sei wichtiger als das aus dem Grundgesetz abgeleitete Recht des Säuglings auf Kenntnis seiner Abstammung, betonte der Vorstand des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, in dessen Bereich es vier Babyklappen gibt.

Sie befürchte, dass bei Abschaffung von Babyklappen und der Möglichkeit der anonymen Geburt "Kindsaussetzungen wieder zunehmen". Das Wichtigste sei es, dass schwangere Frauen in Not Hilfe und Zuspruch erfahren. Diese Chance würde vertan, wenn allein auf die vertrauliche Geburt gesetzt werde. 

Zugleich forderte die Berliner Diakonie-Chefin Mindeststandards für Babyklappen. Neben der garantierten medizinischen Sofortversorgung eines Kindes müsse vollkommene Transparenz herrschen, um illegale Adoptionen oder Kinderhandel auszuschließen. Dazu sei eine enge Zusammenarbeit zwischen den Trägern einer Babyklappe und Polizei und Jugendämtern nötig. Diese müssten sofort benachrichtigt werden.

In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge rund 100 Babyklappen, meist in kirchlicher Trägerschaft, und rund 130 Kliniken, die eine anonyme Geburt anbieten.