So viel Laune macht Singen: Acht gute Chor-Filme

Chor
Foto: cinetext
Ausgelassenes Tanzen, Feiern und miteinander Singen verbindet, wie der Film "Wie im Himmel" zeigt.
So viel Laune macht Singen: Acht gute Chor-Filme
Lieder berühren die Seele der Menschen. Singen ist einTeil des evangelischen Gemeidelebens. Autorin Birgit Roschy gibt einen Überblick über acht Chor-Filme, die Lust auf das ureigensten reformatorische Anliegen machen: das miteinander Singen.

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"Sister Act – Eine himmlische Karriere" (1992)

Die Mutter aller Chorfilme: Whoopi Goldberg stieg mit dieser erfolgreichen Krimikomödie zum Publikumsliebling auf. Die Vollblut-Entertainerin spielt eine Clubsängerin und Mordzeugin, die sich in einem Nonnenkloster verstecken muss. Trotz der Störfeuer von Mutter Oberin – eine besonders schmallippige Maggie Smith – treibt die Halbweltdame mit ihrem Schandmaul und ihrer Power den braven Nonnenchor zu rhythmischen Gospelgesang. Die Kirche bebt, und auch den Zuschauer hält es kaum im Kinosessel. Hallelujah! 



"Die Kinder des Monsieur Mathieu" (2004)

Die elegische Filmmelodie "La Nuit" klingt noch lange nach dem Zusammenknüllen des Taschentuchs in den Ohren. Das nostalgische Musikdrama über einen Hilfslehrer, der schwer erziehbare Jungs zu einem engelsgleichen Chor formt, war mit neun Millionen Zuschauern jenseits und einer Million diesseits des Rheins ein unerwarteter Hit. Statt auf pädagogische Zeigefinger vertraut der kleine Film auf die Kraft der Musik und entführt mit den lyrischen Liedern von Bruno Coulais und Jean-Philippe Rameau, einem Film- und einem Barockkomponisten, in eine glücklichere Welt. Gänsehaut garantiert.



"Wie im Himmel" (2005)

Ein berühmter Dirigent zieht sich nach einem Herzinfarkt in seine alte Heimat, ein nordschwedisches Dorf, zurück und wird zur Leitung des lokalen Kirchenchors überredet. Als der Maestro die müde Truppe zu musikalischen Höhenflügen treibt, wird der Gesang auch zum Ventil für ihre privaten Kummer. Und die neue Lebenslust entwickelt beträchtliche Sprengkraft. Ich singe, also bin ich: Die Tragikomödie mit Michael Nyqvist (später in den "Millenium"-Krimis zu sehen) vereint lakonischen Humor mit Tiefgang und brachte weltweit das Publikum ins Schwärmen. Ein Seelenwärmer erster Güte.



"Oh Happy Day" (2004)

Eine weitere skandinavische Komödie über die Risiken und Nebenwirkungen euphorischen Chorgesangs: nach einem Unfall strandet der Leiter eines Harlemer Gospelchors in der dänischen Provinz. Während der Exot dem örtlichen Kirchenchor die Seele des Gospel einhaucht, erlebt eine verhuschte Hausfrau ihren zweiten Frühling. Auch in dieser liebenswürdigen Feelgood-Komödie dient die spirituelle Kraft der Musik – der Soundtrack stammt vom britischen Popsänger Rick Astley - als Antriebsmotor.



"Comedian Harmonists" (2004)

Mit Evergreens wie "Wochenend und Sonnenschein und ich mit dir im Wald allein" trällerten sich die Comedian Harmonists in den Goldenen Zwanzigern in die Herzen der Zuhörer, bevor ihnen von den Nazis der Garaus gemacht wurde. Josef Vilsmayer inszeniert die Chronik der ersten Boygroup der Welt ohne Raffinesse, aber mit Starbesetzung, darunter Ulrich Noethen als jüdischer Bandgründer Harry Frommermann. So schmissig wie bei diesem Vokalensemble haben sich deutsche Schlager seither nie mehr angehört.



"Das Dschungelbuch" (1967)

Aber der seelenvollste Männerchor aller Zeiten ist doch jenes Geier-Quartett, das dem Dschungelkind Mogli Trost zusingt. In dem wunderbaren Zeichentrickklassiker geht musikalisch pausenlos die Post ab. Neben den lustigen Vögeln bringen Affenkönig King Louie und Balu der Bär den Dschungel zum Swingen. Mit dem "Probier's mal mit Gemütlichkeit"-Duett, in dem Balu und Panther Bagheera den Lifestyle der Hippies vorwegnehmen, traf das Filmmusical ins Herz des Zeitgeists. Der letzte selbstproduzierte Film von Walt Disney, der während der Produktion starb, ist sein bester.


"Die Thomaner" (2012)

2012 feierte der Leipziger Thomanerchor, deren berühmtester Kantor Johann Sebastian Bach war, seinen 800. Geburtstag. Im Dreijahreszyklus bildet die Thomanerschule Sänger aus, die auf allen Erdteilen Konzerte geben. Der Dokumentarfilm begleitet die 93 Jungs ein Jahr lang auf Tourneen und beleuchtet ihren Internatsalltag, in dem neben Ganztagsschule, Proben und Auftritten kaum Freizeit vorgesehen ist. Das beeindruckende Porträt eines traditionsreichen Elitechors, in dem Tugenden wie Hingabe, Treue und Disziplin hochgehalten werden.



"Song for Marion" (2013)

Die krebskranke Marion singt begeistert im Chor des Gemeindezentrums mit. Ihr griesgrämiger Mann Arthur akzeptiert ihre Leidenschaft, überzieht die singenden Rentner aber mit Spott. Doch als die über alles geliebte Frau stirbt, verfällt er in eine tiefe Depression. Was nun? Wie Arthur seine Stimme findet, ist zwar ziemlich vorhersehbar. Dennoch macht die britische Seniorenkomödie dank der Altstars Vanessa Redgrave und Terence Stamp viel Spaß. Dass die Senioren neben Kirchenliedern Heavy Metal vertonen, sorgt für Extrastimmung.



"Young@Heart" (2007)

Hendrix, Bowie, Ramones und Talking Heads: dass alte Menschen Pop singen, gibt's in auch echt, wie der hinreißende Dokumentarfilm über den Chor "Young at Heart" zeigt. Die Rolling Stones können einpacken angesichts dieser fidelen Greise, die notfalls mit Sauerstoffflasche auf die Bühne steigen. Musikalisch sind die Rock'n Roll-Opas und Omas schon deshalb grandios, weil ihre Lebenserfahrung ihren Vortrag mit einer Intensität auflädt, die dem Zuhörer ein Aha-Erlebnis nach dem anderen beschert. Wer sich bei ihrer Vertonung von James Browns "I Feel Good" nicht mitfreut, wem bei "Forever Young" und dem mit brüchiger Stimme gesungenen "Should I Stay or Should I Go" nicht das Herz aufgeht, dem ist nicht mehr zu helfen.