Mainzer Islamverein distanziert sich von saudischem Prediger

Mainzer Islamverein distanziert sich von saudischem Prediger
Nach massiver Kritik am Besuch eines islamistischen saudischen Predigers ist der Mainzer "Arab Nil-Rhein Verein" auf Distanz zu dessen Ansichten gegangen.

Bei seiner Visite in Mainz habe Mohammed Al Arifi eine Predigt zur Bedeutung gutnachbarschaftlicher Beziehungen gehalten, teilte der Vereinsvorstand am Dienstag in einem Offenen Brief mit. "An Ton und Botschaft der Predigt konnten wir keine bedenklichen Inhalte erkennen", heißt es in dem Text. "Von anderswo geäußerten Ansichten des Predigers, die sich gegen religiöse Toleranz und die Würde des Menschen richten, möchten wir uns jedoch klar und unmissverständlich distanzieren."

Bitte um Entschuldigung

Der bekannte Fernsehprediger sei eingeladen worden, ohne dass die "Gesamtheit seiner Ansichten" bekannt gewesen sei, heißt es in dem vom Vereinsvorsitzenden Abdullatif Hussein unterzeichneten Brief. Zugleich bitte der Verein die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Irene Alt (Grüne) wegen der entstandenen "Unannehmlichkeiten" um Entschuldigung. Die Ministerin begrüßte in einer Pressemitteilung die Reaktion des Vereins auf die Kritik an dem fundamentalistischen Gast.

Der "Arab Nil-Rhein Verein" war in der vergangenen Woche nach einem Bericht des Deutschlandradios in die Schlagzeilen geraten. Al Arifi wird vom Verfassungsschutz der salafistischen Szene zugerechnet und ist in seinen auch im Internet verbreiteten Ansprachen wiederholt durch frauen- und judenfeindliche Äußerungen aufgefallen. In jüngster Zeit soll er außerdem zur Teilnahme am syrischen Bürgerkrieg aufgerufen haben und die islamistischen Gegner des Assad-Regimes unterstützen.

Deutschlandreise vor einigen Monaten

Der saudische Prediger war um den Jahreswechsel bei einer Deutschlandreise in Mainz, Heidelberg und Berlin aufgetreten. Dabei ist noch unklar, wie er überhaupt nach Deutschland kommen konnte. Gegen Al Arifi besteht ein von der Schweiz initiiertes, für alle Mitgliedsstaaten des Schengener Abkommens gültiges Einreiseverbot. Sein Besuch in Mainz ist besonders heikel, da der "Arab Nil-Rhein-Verein" bislang auf Seiten der Muslime einer der bevorzugten Ansprechpartner der rheinland-pfälzischen Behörden ist. Seit 2009 ist der Verein auch Träger des ersten staatlich anerkannten islamischen Kindergartens in Rheinland-Pfalz.